Furioser Klavierabend um Richard Wagner begeistert das Pinneberger Publikum

Pinneberg . Am Ende schien der Ratssaal zu kochen. Minutenlang feierten die Zuhörer Alessandra Gentile und Cord Garben nach einer fulminanten Weltpremiere und einer knappen Stunde Schwerstarbeit am Klavier. Noch nie zuvor waren Auszüge aus Richard Wagners Oper „Walküre“ in der Fassung zu hören gewesen, die das Duo beim Wagner-Abend des Kulturvereins Pinneberg auftischte.

Die etwa 100 Jahre alten Bearbeitungen, nach Angaben Garbens bislang weder öffentlich aufgeführt noch auf Tonträger gepresst, stammen aus der Feder des Hamburger Rechtsanwalts, Komponisten und Gustav-Mahler-Freunds Hermann Behn und zählen zu den schwierigsten Werken für diese Besetzung überhaupt. Entsprechend anstrengend gestaltete sich der Job für die Ausnahmepianisten Gentile und Garben, die für dieses Tastengewitter ihre ganze Erfahrung, ihr musikalisches Gespür und gesammeltes Können aufbieten mussten. Mit Erfolg. Nach donnerndem „Gewittersturm“, leichthändig hingepinselter „Siegmund-und-Sieglinde“-Szene und der vom üblichen Orchesterpomp befreiten Version des berühmten „Walkürenritts“ hatte Wagner-Experte Garben selbst jene Zuhörer von den Fähigkeiten des umstrittenen Maestros überzeugt, die eher skeptisch ins Konzert gestartet waren. Und davon gab es nicht wenige.

Diese Wagner-Version war frei von realsatirischer Opulenz

Doch der entschlackte Wagner funktionierte. Die komplexen Behn-Transkriptionen legten Essenz und Struktur der Kompositionen frei und ermöglichten so auch all jenen einen Zugang zu Wagners musikalischer Größe, die mit dem Über-Pathos und der ansatzweise realsatirischen Opulenz all der Wagnerschen Opernhelden, -götter und -zwerge fremdeln.

Deutlich zartere Klänge hatte Garben als Begleiter der Hamburger Altistin Jale Papila im ersten Teil des Konzerts angeschlagen, in dessen Zentrum die nach Wagners Angebeteter Mathilde Wesendonck benannten Lieder standen. Behutsam begleitet von Garben, beleuchtete Papila leise, melancholisch geprägte Facetten des sonst so wuchtig agierenden Sachsen. Dabei steigerte sie sich nach allzu vibratolastigen Anfängen von Lied zu Lied und modellierte schließlich Klangfarben von schimmernder Eleganz und souveräner Strahlkraft.