Serie: Wir stellen Clubs und ihre Mitglieder vor. Heute: Jolly Dancers, der einzige Line-Dance-Verein im Kreis. Hier tanzt man allein und doch in einer Gruppe

Bilsen/Pinneberg . Das Erfolgs-Gespann des NDR war wie immer bestens gelaunt: "Ponik & Petersen" voll in ihrem Element. Das bemerkte Gabi Jasser schnell, als auf dem Weg zur Arbeit gegen 8 Uhr das Handy klingelte. Moderator Holger Ponik, der die Hörer des Nordens mit Kollegin Ilka Petersen frühmorgens stimmungsvoll und wortgewandt in den Tag führt, begrüßte die Vorsitzende des Line-Dance-Clubs Jolly Dancers, wollte Näheres über diesen schwungvollen Tanzsport wissen. Zuvor war der in Bilsen beheimatete Club bei einer Internetbefragung in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Die Jolly Dancers gehörten zur engeren Auswahl ungewöhnlicher Vereine, die online angeklickt werden konnten. Die drei Clubs mit den meisten Klicks wurden zum Schluss vom NDRDuo angerufen. Holger Ponik wollte unter anderem wissen, ob Line Dance denn vielleicht ein Sport für einen Neuling und Ungeübten wie ihn sei.

Das launige Live-Gespräch ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, und Club-Chefin Gabi Jasser erinnert sich noch heute gern an diese Aktion, die mit einem Besuch von Ponik beim Trainingstreffpunkt, dem Gasthof zur Bilsener Mühle, begann, wo auch ein Videoclip gedreht wurde. Beste Werbung für die Jolly Dancers, deren Entwicklung nicht nur aufgrund dieses nicht alltäglichen Besuches und der damit verbundenen Medienpräsenz positiv verläuft.

Jolly Dancers, diese Bezeichnung sagt es ja schon: Hier treffen sich fröhliche Menschen auf dem Parkett. Sie haben Riesenspaß an der seit 2002 in Deutschland auch offiziell anerkannten Tanzsportart. 81 Mitglieder hat der 2009 gegründete Club. Er ist ein reiner Line-Dance-Verein, also keine Tanzsportsparte eines Vereins. Aus versicherungstechnischen Gründen sind die Jolly Dancers aber ein gemeinnütziger Verein geworden, man ist Mitglied im Kreissportverband und im Tanzsportverband Schleswig-Holstein.

Wir sind alle vom Linedance-Fieber befallen", sagt Gabi Jasser. Die Pinnebergerin selbst war wie auch einige andere Mitglieder zunächst beim Squaredance engagiert, entdeckte dann 2003 die moderne Tanzsportvariante und gibt seit 2004 als sogenannte Instruktorin Unterricht. "Anfangs war es schwer, einen Vereinsmittelpunkt und Trainingsort zu finden", sagt die Vorsitzende. "In Bilsen sind wir aber gut aufgehoben, fühlen uns wohl." Trainingstage sind montags, dienstags und mittwochs. Es treffen sich ab jeweils 19 Uhr Sportler im Alter zwischen 41 und 60 Jahren, doch gibt es auch einige jüngere Mitglieder. Sie haben unterschiedliche Leistungskategorien, könnten sich durchaus schnell auf dem Parkett sportlich entwickeln, wie Gabi Jasser betont. "Wir wollen die einzelnen Linedance-Schwierigkeitsgrade unter einen Hut bekommen", sagt die 54 Jahre alte Informatikerin. Sie unterrichtet Tänze in den Kategorien Beginner (Anfänger), Improver (Gesteigerte), Intermediate (Mittelstufe) und Advanced (Fortgeschrittene).

Die Choreografien im Line Dance haben alle eigene Namen, aber erst zusammen mit dem Namen des Choreografen wird ein Tanz eindeutig identifiziert. Theoretisch kann jeder, der etwas von Line Dance versteht, besagte Choreografie kreieren. Beispiele für Tanznamen und den dazugehörigen Songnamen: "Drumbeat" zu "When We Stand Together" von Nickelback; "Little Talks" zu "Little Talks" von "Monsters And Men"; "Standing Still" zu "Standing Still" von Roman Lob; "Beautiful Noise" zu "Beautiful Noise" von Neil Diamond.

Im Verein, in dem Sportler aus weiteren Teilen Schleswig-Holsteins und Hamburg zusammenkommen, werden Trainingsstunden für Anfänger, aber auch regelmäßige Workshops für all jene angeboten, die schon länger Line Dance tanzen und es anspruchsvoller mögen. Das Besondere beim Line Dance ist, dass man keinen Tanzpartner braucht, aber dennoch nicht alleine tanzt. Damit ist diese Stilrichtung ideal für alle, die keinen Tanzpartner haben oder vom Willen und Können eines Partners unabhängig sein wollen. Man kann sich relativ schnell tänzerisch weiterentwickeln, und zwar genau so, wie es dem eigenen Anspruch entspricht.

Wer zum Beispiel den Country-Stil bevorzugt, ist in einer reinen Country-Line-Dance-Gruppe gut aufgehoben. Wer aber zu diversen Musikrichtungen tanzen möchte, dürfte sich in der Line-Dance-Gruppe besonders wohl fühlen.

"Der allgemeine Trend geht heutzutage immer mehr hin zum Individualisten", erklärt Gabi Jasser. "Viele wollen sich beweisen, dass sie etwas aus eigener Kraft umsetzen können."

Dass es nur Einzelgänger bei den Jolly Dancers gibt, kann man allerdings auch nicht behaupten. Ein gutes Beispiel sind Kassenwartin Birgit Bull und ihr Mann Jürgen, der stellvertretende Vorsitzende. Die beiden Rellinger hatten Gabi Jasser 2005 bei deren Auftritt im Rahmen des Pinneberger Weinfestes kennengelernt und zeigten sich seinerzeit spontan begeistert – so ging es in der Folgezeit auch manch anderen "Tanzwütigen". 35 Euro Aufnahmegebühr sowie ein Monatsbeitrag von sechs Euro (Erwachsene) und vier Euro (unter 18 Jahre) halten schon gar niemand davon ab, Linedancer zu werden.