Bei seinem Besuch im Hotel Cap Polonio orakelt der Bundesumweltminister, der CDU-Kreischef könnte einmal sein Nachfolger werden.

Pinneberg. Der altehrwürdige Saal im Pinneberger Hotel Cap Polonio hat in seiner langen Geschichte schon manche Politgröße und manche Karnevalssitzung erlebt. Mit Bundesumweltminister Peter Altmaier wurde jetzt einem die Bühne bereitet, der energiepolitische Grundsatz- wie Büttenrede gleichermaßen in petto hatte.

Nachdem Altmaier, 54, die wiederum sehr illustre Gästeschar beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbandes wegen Problemen bei der Anreise lange hatte warten lassen, entschädigte der Minister und Entertainer seine Zuhörer, indem er zum Auftakt frei und fließend das Gedicht von den Zwergen in Pinneberg aufsagte. "Zu Pinneberg eine Hochzeit ist, auf auf ihr lustigen Geister! Flink hin wo's was zu essen gibt, wir sind Schnablirens Meister", rezitierte der bekennende Genussmensch Altmaier. Das Gedicht verfolge ihn seit der Sexta, so der gebürtige Saarländer.

Umrahmt von Pflanzen aus hiesiger Baumschulproduktion machte der CDU-Umweltminister, der manchem aus den eigenen Reihen zu grün ist, in seiner Grundsatzrede zur Energiewende deutlich, dass es zum Ausstieg aus der Atomenergie keine Alternative gebe. "Nach Tschernobyl und Fukushima hätten wir keinen gesellschaftlichen Frieden mehr bekommen", sagte Altmaier. Er gestand ein, dass die Umsetzung der Energiewende "eine Operation am offenen Herzen der Volkswirtschaft" sei. Umweltschutz und Wohlstand aber schlössen sich nicht aus. Deutschland müsse zum Vorreiter bei zukunftsträchtigen Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien werden. Nötig sei zudem der Bau von zusätzlichen Leitungen, um Wind- und Solarstrom aus dem Norden gen Westen und Süden zu leiten. Und bei diesem Punkt machte Altmaier klar, dass er doch nicht ganz grün mit den Grünen ist: "Es kann nicht sein, dass jedes neue Windrad von ihnen mit Jubel begrüßt wird, dass sie sich aber beim Bau jedes Kabels in die Büsche schlagen."

Mit dem Vorsitzenden der CDU im Kreis, Ole Schröder aus Rellingen, verbindet Altmaier mehr als nur politische Freundschaft und der juristische Hintergrund. So wie Schröder jetzt, war der 54-Jährige von 2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium gewesen. "Womöglich, lieber Ole, bist du der nächste Umweltminister", orakelte Altmaier beim Neujahrsempfang. Auffällig bei seinem Auftritt: Außer Schröder und Wirtschaftskapitän Hans Heinrich Driftmann sprach der Bundesminister auch den Ex-Landespolitiker Christian von Boetticher mehrfach direkt an.

Lange bevor Altmaier, Schröder, von Boetticher oder andere sogenannte junge Wilde aus den Reihen die CDU die politische Bühne betreten hatten, hat bereits Jürgen Westphal auf ihr gestanden. Der frühere Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft und schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister, Ehrenvorsitzender der Kreis-CDU, wurde von Ole Schröder für seine mehr als 50 Jahre währende Parteimitgliedschaft geehrt. Westphal rief die CDU dazu auf, sich wieder mehr auf die Werte Ludwig Erhards zu besinnen - der 1976 im Cap Polonio nochmals einen großen politischen Auftritt gehabt habe. Westphal mahnte außerdem: "Wir müssen weiter konsequent europäische Politik betreiben." Der heutige Kreisvorsitzende Schröder lobte den 85 Jahre alten Politiker dafür, immer wieder Brücken zwischen den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein geschlagen zu haben. "Heute ist die Kooperation der beiden Länder auf dem Nullpunkt, das ist besorgniserregend."