Pianist Eberhard Hasenfratz und die German Winds spielen am Wochenende ungewöhnliche Klassik-Stücke im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.

Quickborn. Jeder Mensch hat erklärte Lieblingslieder. Auch professionellen Pianisten geht das nicht anders. Der Favorit von Eberhard Hasenfratz ist Beethoven, insbesondere dessen Quintett für Klavier und Bläser, op. 16. "Wenn das auf dem Programm steht, freue ich mich immer besonders.", sagt er mit einer Stimme, der eine kleine Spur Aufregung anzumerken ist.

Für Klassikfreunde ist das Quintett reizvoll, weil sich Beethoven selten mit einer Komposition offensichtlicher an Mozart orientiert hat als mit diesem Quintett in Es-Dur. Im zweiten Satz lassen sich Anklänge an "Die Zauberflöte" und "Don Giovanni" heraushören, im Rondothema des dritten Satzes finden sich Analogien zum Es-Dur-Klavierkonzert des Salzburgers.

Für Hasenfratz, der an der Universität der Künste in Berlin Kammermusik und Komposition doziert und seit 2006 Vorsitzender der "Freunde der Kammermusik Quickborn" ist, liegt der Reiz seines Lieblingsstücks nicht in Referenzen und Vergleichen. Denn er hört die drei Sätze nicht nur, wie die meisten Klassikfreunde. Er spielt sie selbst. So erklärt sich die fast kindliche Vorfreude, mit der der Profi auf Begegnungen mit Beethoven wartet: "Es ist einfach ein wunderschönes, geniales Stück".

Nun darf Hasenfratz zum Jahresbeginn gleich dreimal seinen Favoriten spielen. Morgen in Rostock. Dann, am Sonnabend, 26. Januar, ab 18 Uhr in Quickborn, anlässlich des Neujahrsempfangs der "Freunde der Kammermusik". Und am Sonntag schließlich tritt Hasenfratz in der Hamburger Laeiszhalle auf. Damit endet die Konzertreihe im Rahmen der deutsch-französischen Kulturtage "Arabesques", die der Klavierkünstler gemeinsam mit dem renommierten Bläserensemble German Winds bestreitet.

Für Quickborn ist das Konzert im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Ziegenweg 5, ein Glücksfall. Denn mit "German Winds" ist die Elite der Holzbläser zu Gast: neun Solisten der Hamburgischen und Bayerischen Staatsoper, der Bamberger Symphoniker, des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, der Stuttgarter und Frankfurter Oper und des WDR. Hasenfratz kennt das Ensemble bereits aus gemeinsamen Auftritten, meist in kleinerer Besetzung. Und dank Hasenfratz' Kontakten zu Festivalleiter und German-Winds-Solo-Oboist Nicolas Thiébaud konnte er das "Arabesques"-Programm in den Kreis Pinneberg exportieren.

Abgesehen von Beethoven dürfen sich Klassikfreunde auf Raritäten freuen. Théodore Gouvys "Nonetto pour vents" etwa, außerdem George Onslows "Grand Septour pour piano, vents et contrebasse", op. 79. Der französische Komponist war ein Zeitgenosse Hummels, "seine Musik ist selten zu hören, keiner von uns hat das Septett vorher schon einmal gespielt", sagt Hasenfratz. Und er konnte mit dem Ensemble die technisch hoch anspruchsvollen Stücke nur dreimal proben. Trotzdem bleibt er gelassen: " Das ist ja der Normalfall bei Profimusikern." Dass eine so heterogene Gruppe von Solisten aus ganz Deutschland ihn kammermusikalisch begleitet und dabei die Virtuosität jedes Einzelnen in verblüffender Harmonie des Ganzen mündet, sieht Hasenfratz positiv: "Wir sind alle sehr routinierte Musiker - da ist es bereichernd und inspirierend, wenn sich die Ensemblemitglieder nicht so gut kennen. So bleibt mehr Platz für Spontaneität." Wie dieser frische Wind klingt, transformiert in Beethovens Septett, darauf ist Hasenfratz gespannt - und das Publikum darf es auch sein. Karten für 16 Euro sind an der Abendkasse erhältlich.