Die Veranstalter können sich vor Anfragen kaum retten. Gleich zwei große Klassikkonzerte sind in der Bootshalle in Wedel geplant.

Wedel. Das Licht, das durch die Decke in die Halle fällt, hatte es ihm gleich angetan. Daniel Frigoni verliebte sich sofort in den alten Schuppen an der Elbe. Der Wedeler Veranstaltungsprofi sah mehr in der Halle als bloß ein Winterlager für Boote und eine Partystätte für gelegentliche Abi-Feten. Knapp zwei Jahre ist das her. Heute kann sich Frigonis Event-Agentur Elbmenschen vor Buchungsanfragen kaum retten. Hotelketten wollen die Bootshalle mieten, Veranstalter möchten hier Flohmärkte, Tier- und Oldtimermessen und ein riesiges Oktoberfest organisieren. Es gibt Anfragen für türkische Hochzeiten, für eine Schlagersause und für ein Popkonzert mit einem Chartstürmer. Computerfans wollen in dem 1500 Quadratmeter großen Schuppen eine LAN-Party steigen lassen.

Was davon am Ende wirklich kommt, steht noch nicht fest. Das Oktoberfest, die Schlagersause und das Popkonzert vielleicht. Daniel Frigoni und seine drei Kollegen, mit denen er die Eventagentur gründete, wollen erst ein Konzept erstellen, sich überlegen in welche Richtung es gehen soll. Denn nur an 17 Wochenenden ist die Halle bootsfrei. Etwa zwölf Veranstaltungen wären pro Jahr hier denkbar.

Anfragen gibt es laut Frigoni aber viermal so viele. Von der enormen Nachfrage wurde der 28 Jahre alte Wedeler, der zusammen mit Freunden die Halle pachtete und auch das angegliederte Restaurant Elbe 1 betreibt, überrascht. "Ich habe gleich mehr in der Halle gesehen. Große Veranstaltung bis hin zur Kulturstätte konnte ich mir vorstellen. Ich habe aber nicht geglaubt, dass man es so schnell hinbekommen würde", sagt Daniel Frigoni.

Spätestens seit dem Konzert des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals (SHMF) im August vergangenen Jahres ist der Schuppen aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Dort, wo die Schiffe des Segelvereins Wedel-Schulau im Winter trocken liegen, genossen 1100 Zuhörer im Spätsommer einen deutsch-chinesischen Jazzabend der Extraklasse. Die SHMF-Organisatoren waren so begeistert, dass sie in diesem Jahr gleich wieder kommen wollten. Allerdings scheiterte eine Neuauflage an der Finanzierung. Wedels klamme Stadtkasse gibt derzeit keine Zuschüsse her und auch die Sponsoren sind nach dem Jubiläumsjahr zurückhaltend. Viele Unternehmen hatten die Veranstaltung rund um den 800. Geburtstag der Stadt mit großen Spenden unterstützt.

Die Sponsorenflaute bekommen auch die Macher von "Pianos an der Elbe" zu spüren. Das Programm steht. Im Vergleich zur Premiere im vergangenen Jahr wollen die Organisatoren noch eins draufsatteln. Pianist Mathias Christian Kosel plant zusammen mit Frigonis Agentur Elbmenschen, während des Pfingstwochenendes die Bootshalle in ein Klassik-Eldorado zu verwandeln. Von Sonnabend bis Montag, 18. bis 20. Mai, reihen sich ein Nachwuchswettbewerb an einen Klavierwettstreit, ein maritimer Abend mit Sängerin Elke West, dem Wedeler Chor Vocalion und Kosel am Flügel an eine Boogie Woogie Night. Höhepunkt sind die fünf Pianos an der Elbe. Das Pfingstkonzert am 19. Mai bestreiten Yukari Ito, Mari Inoue, Friederike und Karolin Stegmann sowie Mathias Christian Kosel - wenn die Finanzierung steht.

Noch fehlen für das mehr als 30.000 Euro verschlingende Kulturprojekt rund 10.000 Euro.

Frigoni, der vor fünf Jahren mit seinem Bruder Julian und einem Freund die Disco Shooters am Wedeler Bahnhof übernahm und damit seine Eventkarriere startete, ist zuversichtlich: "Wir haben zwar noch keinen Hauptsponsoren, der die Veranstaltung möglich macht. Aber Pianos an der Elbe ist überregional interessant. Wir suchen über die Wedels Stadtgrenzen hinaus nach einem Sponsoren."

Die Frist läuft. Bis Ende Januar haben sich die Organisatoren, die aus dem Piano-Festival eine feste Größe machen wollen, Zeit gegeben.

Was Frigoni und Co für das Pfingstwochenende noch suchen, haben Kammerchor und Kammerorchester geschafft. Mit der Unterstützung der Stiftung der Sparkasse Wedel können sie ein neues musikalisches Projekt aus der Taufe heben. Am Sonnabend, 8. Juni, schließen sich die Musiker mit den Bläsern der Hamburger Symphoniker sowie Gastsolisten zusammen, um den Schuppen am Strandbaddamm in einen Konzertsaal zu verwandeln. Unter dem Motto "Klassik achtern Diek" gibt es Hits aus Oper und Operette wie den Gefangenenchor aus "Nabucco", das Trinklied aus "La Traviata" und den Radetzkymarsch zu hören. "Das wird ein ganz besonderes Erlebnis", verspricht Monika Thöm vom Kammerchorverein.