Das Unternehmen AKN organisiert Live-Performances in der Bahn. Profis vom Hamburger Schauspielhaus proben mit den Jugendlichen.

Barmstedt/Kaltenkirchen. Bahnfahren mit der AKN wird für ein paar Tage im Mai und Juni sehr spannend und aufregend sein. Die Fahrgäste müssen sich wieder im Abteil live auf Spielszenen eines Schülertheaters einstellen. Vier Schulen, darunter die Grund- und Gemeinschaftsschule in Barmstedt, proben dafür zurzeit mit professionellen Theaterpädagogen und Tanzlehrern des Hamburger Schauspielhauses. Die einstudierten Performances und Improvisationen werden auf allen drei Linien der AKN zusehen sein, wo dieses Live-Theater im fahrenden Zug schon einmal vor zwei Jahren gezeigt wurde. "Diese Aktion ist damals bei unseren Fahrgästen so gut angekommen, dass wir es jetzt wiederholen wollen", sagt AKN-Sprecherin Monika Busch.

Die Idee, die AKN-Züge zu rollenden Theaterbühnen mit unfreiwilligen Zuschauern und ständig wechselndem Publikum zu machen, sei neu und gewagt gewesen. "Bis heute ist das Projekt einmalig in Deutschland."

Die Zahl der Bewerber war höher als benötigt. Da jede Schülergruppe von einem der vier engagierten Profi-Theaterpädagogen betreut werden soll, der mit den Jugendlichen die Szenen und Sketche probt und einstudiert, konnten auch nur vier Schulen dabei sein. So musste Monika Busch die Bismarckschule in Elmshorn und das Carl-Friedrich-von Weizsäcker-Gymnasium auf nächstes Jahr vertrösten. Die Elmshorner versäumten das Informationsreffen mit den Schauspielhaus-Machern. Das Gymnasium in Barmstedt wollte Abiturienten schicken. Das hätte zu Terminproblemen führen können, wenn diese ihre Abitursprüfungen machen müssten, sagt Monika Busch. "Aber nächstes Jahr sind diese Schulen bestimmt dabei."

Von der Grund- und Gemeinschaftsschule in Barmstedt beteiligt sich nun der Wahlpflichtkurs mit einem siebten Jahrgang. "Die 22 Schüler habe schon viel Erfahrung mit einer Theater AG gemacht", sagt Kunstlehrerin Birgit Stegmeyer-Roth. "Theater spielen macht ihnen unheimlich viel Spaß." So finde sie es toll, dass die 18 Mädchen und vier Jungen dieses Kurses nun ihr Talent unter professioneller Begleitung ausprobieren könnten.

Die Theaterpädagogen vom Schauspielhaus sind ebenso begeistert von dieser Idee und den Möglichkeiten, die live gespieltes Theater in einem Zugabteil den Zuschauern und Darstellern eröffnen. Meike Klapproth, die auch ausgebildete Tanzpädagogin ist, hat das Motto dieses AKN-Theaters "Hin und weg" thematisch skizziert. "Wir werden uns choreografisch durch das Zugabteil bewegen und uns in ihm und mit ihm auseinandersetzen", kündigt sie an. Vor allem das Spiel in einem Raum, der sich auf ein Ziel zubewegt, hat es ihr angetan. Sie will ihre Theaterschüler zum "Sitzen, Stehen, Liegen, Anlehnen und Durchhängen" bewegen. Theater sei für sie immer auch Tanz und Performance.

Dominik Bliefert setzt auf Kommunikation und Überraschung. Er will mit seinen Schülern herausfinden, wie die Fahrgäste reagieren, wenn plötzlich Popsongs im Zug gesungen werden, alltägliche Situationen humorvoll umgesetzt werden oder jemand sie plötzlich umarmt, fotografiert oder mit einem Gedicht unterhält. "Vielleicht gelingt ja sogar ein Mini-Flashmob auf einer Reise mit der AKN", sagt der Hamburger Theatermacher über sein Konzept.

Constanze Cauers will mit viel Fantasie Emotionen wecken. Sie möchte die Fahrgäste auf eine Reise voller Geschichten, Erlebnisse, Träume und Wünsche mitnehmen. Der vierte Profi im Bunde, Jakob Engel, will mit Musik und Komik Situationen, wie sie beim Bahnfahren alltäglich vorkommen, mit theatralischem Blick und Spiel aufbrechen.

Vor zwei Jahren führten Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Quickborn ihre Live-Performance "Reise-Depressionen" an mehreren Tagen auf der Strecke zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt auf. Das Publikum war zunächst ziemlich überrascht, als plötzlich die 14 bis 17 Jahre alten Jugendlichen zu schreien anfingen, mit dem Kopf gegen eine Scheibe schlugen oder quer über eine Gruppe Fahrgäste fielen.

Doch dieses Verwirrspiel der Gefühle - sollten sie das Spektakel ignorieren, darüber schmunzeln, sich ärgern oder gar eingreifen - habe dem überwiegenden Teil der Fahrgäste gefallen, sagt AKN-Sprecherin Monika Busch. "Kaum einer beschwerte sich bei uns. Sie haben durchweg positiv reagiert." Wer sich davon gestört fühle, könne ja in das andere Abteil umsteigen.

Die Termine für dieses Schüler-Live-Theater in der Bahn stehen noch nicht fest. Jede Schule wird ihr Stück im Mai oder Juni auf einer der drei AKN-Linien (Kaltenkirchen-Quickborn-Eidelstedt, Ulzburg-Norderstedt und Elmshorn-Barmstedt) aufführen. An einem Tag werden auch alle vier Stücke gleichzeitig gespielt werden.