Die Gemeinde möchte im Mai möglichst viele private Unterkünfte für Besucher des Kirchentags in Hamburg anbieten.

Rellingen. Mit ihrem Bollerwagen, den Schlafmützen und den Bademänteln über den dicken Winterjacken erregten Pastor Lennart Berndt und seine Mitstreiter von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Rellingen Aufsehen auf dem Wochenmarkt. Nach einem Termin kurz vor Weihnachten ist es jetzt die zweite Aktion, um auf den Kirchentag, der am ersten Maiwochenende in Hamburg gefeiert wird, aufmerksam zu machen.

Ihre Mission ist es, möglichst viele Rellinger davon zu überzeugen, den Besuchern des Kirchentages, die aus ganz Deutschland anreisen, einen kostenlosen Schlafplatz in ihrem Zuhause anzubieten. "100 Betten sind unser Ziel", sagt Pastor Lennart Berndt, dessen Gemeinde wie die evangelischen Gemeinden Pinneberg, Halstenbek, Schenefeld und Wedel zum Kirchenkreis Hamburg-West gehört. Zur größten Kirchenmesse der Republik werden etwa 100.000 Besucher aus ganz Deutschland erwartet. "Für die Besucher ist der Kirchentag wie ein Festival und eine ganz tolle Art, eine Stadt kennenzulernen", sagt Cornelia Strauß vom Kirchenkreis Hamburg-West.

Schon jetzt sind die Hotels der Hansestadt während des Kirchentages ausgebucht. Jugendgruppen, Pfadfinder und andere Besucher finden auf Zeltplätzen und in Turnhallen oder Schulen Unterschlupf für die Tage der Veranstaltung. Für ältere oder behinderte Menschen sei diese Art der Unterbringung jedoch häufig ungeeignet oder zu beschwerlich. Deshalb suchen die Organisatoren derzeit 12.000 Betten in Privatquartieren im Großraum Hamburg.

Das sei eine Gelegenheit, sich den Kirchentag nach Hause zu holen. "Als 1995 Kirchentag in Hamburg war, haben meine Eltern ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Mit den Besuchern aus Berlin besteht bis heute eine Freundschaft", sagt Pastor Lennart Berndt, der sich auf das große Laientreffen freut. Der Kirchentag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Soviel du brauchst".

Das Thema soziale Gerechtigkeit kommt dem 35 Jahre alten Pastor dabei als erstes in den Sinn. "Gerade hier im Großraum Hamburg können wir beobachten, dass die Unterschiede zwischen arm und reich zunehmen. Ich freue mich, dass der Kirchentag den Finger in diese Wunde legt." Auch Bürgermeisterin Anja Radtke kam auf den Markt, um die Betten-Aktion zu unterstützen. "Rellingen ist eine familienfreundliche Gemeinde und ich hoffe, dass möglichst viele mitmachen und so einen Dialog zwischen den Generationen und Religionen in Gang zu bringen."

An der Organisation der Großveranstaltung beteiligen sich nicht nur Hamburger Gemeinden und Initiativen, sondern auch Gemeinden und Institutionen aus der Region und dem Kreis Pinneberg. Die Bandbreite der Aufgaben reiche dabei vom Schmalzbrot bis zum Musikprogramm, sagt Cornelia Strauß. So wird sich die Suchtberatung Pinneberg am 1. Mai, dem sogenannten Abend der Begegnungen, an einem Wandelparcours rund um die Alster beteiligen. "Wir wollen den Kirchentag nutzen und unsere Arbeit vorstellen, aber nicht mit dem Zeigefinger", sagt Maike Kleber, Leiterin der Pinneberger Suchthilfe. Unter anderem können Besucher mit Hilfe einer Rauschbrille testen, wie sich die Wahrnehmung nach Alkoholgenuss verändert oder sich mit Schnittchen und Kuchen stärken. "Aber wir hoffen auch auf Gespräche und neue Kontakte", sagt Maike Kleber.

Die Kirchengemeinde Rellingen wird am Abend der Begegnungen auf den Magellan-Terrassen in der HafenCity vertreten sein. "Wir haben 'Rundstücke to stay' im Angebot in unserer Lounge. Wer möchte, kann sich ein bisschen entspannen, Musik hören und auftanken", sagt Rellingens Pastor Lennart Berndt.

Auch die Gemeinden aus dem Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf, dem unter anderem die Gemeinden in Elmshorn und Barmstedt angehören, sind am Programm des Kirchentages beteiligt. "Zum Beispiel wird der Sonntagshauskreis aus Hörnerkichen mit einem Stand vertreten sein", sagt Natalie Lux, Sprecherin des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Die Rellinger Band Flames of Spirit hat es sogar in das Bühnenprogramm geschafft.

Die Betten-Aktivisten in Rellingen liegen im Plan, bisher haben sie schon 28 Betten vermittelt. "Wir sind optimistisch", sagt Annelie Zimmermann, die sich seit vielen Jahren in der Gemeinde engagiert. Am Freitag, 1. Februar, wollen sie noch einmal auf ihr Anliegen auf dem Rellinger Wochenmarkt aufmerksam machen. Wer ein Bett anbieten möchte, muss sich beeilen, die Bettenbörse schließt am 15. Februar.