Eine Glosse von Alexandra Schulz

Gestern hat sich meine Vorstellung von Moral etwas ins Unmoralische verschoben. Ich habe jemand anderem etwas Schlechtes gewünscht und schäme mich nicht.

Es war in der Bahn. Zum Hintergrund: Ich erkaufe mir jeden Monat für fast 80 Euro eine Karte beim HVV. So teuer ist die Monatskarte, der Preis ist okay. Und nun zurück zur Moral. Ich sitze also in der Bahn, nebenan eine Frau, es kommt ein Schaffner. Sie: "Ich habe keine Fahrkarte und kann mich nicht ausweisen." Er: "Hm. Und was machen wir da?" Sie: "Das weiß ich nicht. Ich muss aber auch nur eine Station fahren." Er brummt und geht weiter. Und plötzlich finde ich meine Monatskarte teuer.

Nun weiß ich, dass man das Verhalten des Schaffners auch sehr freundlich finden kann. Und ich weiß, wie unsympathisch es ist, das nicht freundlich zu finden. Vielleicht muss man nicht immer sympathisch sein. Man braucht ja auch nicht immer eine Fahrkarte.