Tornesch. Wo genau Achim Retzow die Motive für seine Schwarz-Weiß-Fotografien gefunden hat, will er nicht verraten. Nur so viel: "In einer Stadt. In welcher, tut für den Betrachter nichts zur Sache." Der trotz Ladenschluss neongleißend ausgeleuchtete Supermarkt an der Straßenecke, das Bürohaus mit lichtgestreifter Fassade und dunklen Fenstern, sie können überall in Deutschland stehen.

Die Anonymität hat ihren Sinn. Denn dem 60-jährigen Tornescher geht es nicht um Ansichten mit Wiedererkennungswert. Sondern darum, in seinen Bildern den Unterschied zwischen Stadt und Land zu zeigen. Und der liegt seiner Ansicht nach in den Lichtverhältnissen. Während es auf dem Dorf nachts stockdunkel sei, erblühten Metropolen so richtig erst nach der Dämmerung.

Mit 25 Aufnahmen bringt Retzow nun sprichwörtliche Erleuchtung für Liebhaber analoger Fotografie. Unter dem Titel "Stadtlichter" präsentiert der Verein Tornescher Allerlei (ToAll) ab Mittwoch, 16. Januar bis zum 28. Februar montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr in der Galerie für Kunst und Kultur in Tornesch, Kuhlenweg 1-3 die Ausstellung seines Mitglieds.

Den Ausschlag zu seinem Projekt gab Retzow ein Film: "Lichter der Großstadt" von Charlie Chaplin. "Das hat mich inspiriert." Für sieben Jahre begab er sich ab 1998 auf die Jagd nach "Stadtlichtern". Die Ausstellung zeigt die besten Arbeiten dieser Sammlung.

Der technische Aufwand, den die gezeigten Nachtaufnahmen erforderten, war nach Worten des Autodidakten immens: Mit drei Minolta-Kameras, zwei Stativen und zwei Blitzgeräten durchstreifte er die Straßen. "Ich bin auf dem Land groß geworden", berichtet er. Ein bisschen neidete er Altersgenossen in der Stadt die Party- und Einkaufsmöglichkeiten vor der Haustür. Dieses vermeintlich "pralle Leben" lernte er erst kennen, als er zum Studieren in jene Stadt zog, in der die Ausstellungsstücke entstanden. "Ich habe die Unabhängigkeit dort genossen", erinnert er sich. Aber er bemerkte auch die Nachteile: Beton statt Wiese beim Blick aus dem Fenster. Inzwischen hat das ToAll-Mitglied seinen Frieden mit beiden Lebensräumen gemacht: "Jeder hat seine eigenen Vorzüge", sagt er.