Bariton Roman Trekel fasziniert beim außergewöhnlichen Pinneberger Neujahrskonzert

Pinneberg. "Parsifal", "Walküre", "Lohengrin". Mehr Wagner als in der zwölften Auflage war nie in einem Pinneberger Neujahrskonzert. Selbst für den formvollendeten Einstieg ins Wagnerjahr 2013 schien die Referenz an den kleinen Sachsen recht üppig ausgefallen zu sein. Dabei glänzen die dramatischen Geniestreiche des erklärten Brahms-Gegners nicht unbedingt durch eine nahe musikalische Verwandtschaft zur lieblichen Walzerseligkeit Strauss'scher Provenienz, wie sie für Neujahrskonzerte typisch ist. Und gerade Wagner mit seinem Hang zu bombastisch verbrämtem Pathos ist nicht jedermanns Sache. Die ungewöhnliche Liaison Wagner/Walzer hätte für den Kulturverein also gewaltig nach hinten losgehen können. Doch das Wagnis glückte. Kaum eines der Vorgängerkonzerte überraschte mit so vielen Gänsehaut-Momenten und so ausgefeilter Spielkultur wie diese Glanztat.

Denn Programmchef und Dirigent Cord Garben blätterte mit dem exzellent aufgelegten Orchester, das sich vor allem aus handverlesenen Mitgliedern des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg zusammensetzte, die filigranen, leisen Seiten Wagners auf. Und vielleicht war die für Wagner-Verhältnisse sehr übersichtliche Besetzung eines Salonorchesters - jeder Musiker stemmt seine Stimme allein - gerade ein Glücksfall für dieses ambitionierte Unterfangen. So klangen Wagners funkelnde Harmonien unerwartet transparent. Ob die Musiker leichtfüßig durch das Vorspiel zum dritten Akt der Oper "Lohengrin" tänzelten oder sich geschmeidig dem fein gesponnenen "Karfreitagszauber" aus "Parsifal" annahmen, immer bestachen sie als hochpräzises Ensemble mit feinem Gespür für die tieferen Schichten des komplexen Wagnerschen Klangzaubers.

Genau das zeichnete auch den umjubelten Star des Konzerts aus, den Berliner Bariton Roman Trekel. Seine Interpretation der Arie "Lied an den Abendstern" aus der Oper "Tannhäuser" setzt ebenso wie die einiger Loewe-Balladen Maßstäbe. Sie berührt, fasziniert, ist einfach unwiderstehlich. Erst recht, wenn die Hochkaräter an Blas-, Streich- und Tasteninstrumenten gleichzeitig zu Sonntagsform auflaufen. Trekel bewegt seinen Bariton scheinbar mühelos und variabel in jede Klangetage. Er deutet die haarfeinen melancholischen Risse unter der Hochglanzfassade der romantischen Helden Loewes und Wagners an - und gibt ihnen damit Gestalt und Tiefe.

Mehr Wagner gibt's am 25. Januar ab 20 Uhr im Ratssaal. Dann nimmt ein Ensemble um Cord Garben die betörende Musik und das weniger sympathische Privatleben des umstrittenen Komponisten unter die Lupe.