Der Betreiber der Einrichtung, der 62-jährige Kraftsportler Hans-Jürgen B., steht unter Verdacht des gewerbsmäßigen Dopinghandels.

Elmshorn. Das Weihnachtsfest durfte Hans-Jürgen B. zu Hause verbringen. Ein Amtsrichter gewährte dem Elmshorner, der Ende Oktober als mutmaßlicher Kopf eines bundesweit agierenden Dopinghändlerringes festgenommen wurde, Haftverschonung. "Der Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt, der Tatverdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen", bestätigte Uwe Dreeßen, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe. Die Stadt Elmshorn als zuständige Ordnungsbehörde ließ inzwischen das Bodybuilding-Studio, das der 62 Jahre alte Hans-Jürgen B. betrieb, von Amts wegen schließen.

Die Kraftsportler trainierten jahrelang im Erdgeschoss eines Gebäudes gegenüber dem Katasteramt an der Straße Langelohe. Anfang vorigen Jahres erfolgte der Umzug in das Gewerbegebiet Nord in den Stadtteil Sibirien. An der Max-Planck-Straße entstand auf einer Fläche von 680 Quadratmetern ein Leistungszentrum.

Die Leistungen einiger der Kraftsportler, davon ist inzwischen die Staatsanwaltschaft überzeugt, beruhten nicht nur auf hartem Training. Ihr Chef Hans-Jürgen B. soll in großem Umfang Dopingmittel sowie verschreibungspflichtige Medikamente, die dem Körperaufbau und der Leistungssteigerung dienten, beschafft und vertrieben haben.

Der laut Staatsanwalt "umfangreiche gewerbsmäßige Handel" soll seit mindestens Mai 2012 bestanden und eine fortlaufende lukrative Einnahmequelle ergeben haben.

Hans-Jürgen B. werden 117 Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz zur Last gelegt. Der 62-Jährige blickt auf eine lange Karriere als Kraftsportler zurück, war unter anderem Deutscher Seniorenmeister. Seine Erfolge verdankt er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zuletzt der Einnahme von Dopingmitteln. Diese könnten auch seine Gesundheit angegriffen haben.

"Der schlechte Gesundheitszustand des Beschuldigten ist ein Grund, den Haftbefehl außer Vollzug zu setzen. Wir gehen aufgrund seines Zustandes nicht mehr von einer Fluchtgefahr aus", so Dreeßen weiter. Die Staatsanwaltschaft sehe weiterhin einen dringenden Tatverdacht. "Wir rechnen mit einer Anklageerhebung vor einer Großen Strafkammer am Landgericht", sagte der Sprecher. Schwere Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz werden mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet.

An der bundesweiten Razzia gegen den Dopinghändlerring waren 230 Beamte und sechs Itzehoer Staatsanwälte beteiligt, die 41 Objekte in sechs Bundesländern durchsuchten. Der Tatverdacht richtet sich außerdem gegen 35 weitere Personen, die teils als Gehilfen, Zwischenhändler oder Abnehmer fungiert haben sollen.

"Wir haben umfangreiches Beweismaterial sichergestellt", so der Sprecher der Staatsanwalt. Darunter befinden sich Dopingmittel, aber auch Korrespondenz sowie Dateien auf Computerfestplatten. Dreeßen: "Wir werten das Material derzeit aus und hoffen, die Beschaffungs- und Absatzwege offenlegen zu können."

Auch die Finanzen des Elmshorners haben die Ermittler der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe unter die Lupe genommen. Eine Beschlagnahme von Vermögenswerten erfolgte jedoch nicht. Laut den ersten Erkenntnissen sollen die Einnahmen aus dem Dopingmittelverkauf insbesondere in den Betrieb des Leistungszentrums geflossen sein.

In den Räumen an der Max-Planck-Straße in Elmshorn sind inzwischen die Lichter ausgegangen. "Wir haben eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen", sagt eine Mitarbeiterin der Bauaufsichtsbehörde der Stadt Elmshorn. Die schweren Vorwürfe gegen Hans-Jürgen B. spielten dabei keine Rolle. "Die Räume waren zuvor gewerblich genutzt worden. Für den Betrieb eines Fitnessstudios hätte eine Nutzungsänderung beantragt werden müssen. Das ist jedoch unterblieben", sagt die Mitarbeiterin weiter.

Bei den polizeilichen Ermittlungen gegen den 62-Jährigen Kraftsportler stellte sich heraus, dass er über keine Genehmigung für den Betrieb des Studios verfügte. Daraufhin sah sich die Aufsichtsbehörde der Stadt zum Einschreiten verpflichtet und machte den Laden dicht.