Schriftstellerin Kirsten Boie ist Patin des Projekts am Schulzentrum Nord in Pinneberg. Seit 1997 engagieren sich Schüler dort.

Pinneberg. Am Schulzentrum Nord hat Rassismus keine Chance. Es nicht nur ein Versprechen das mehr als 500 Schüler und Lehrer mit ihrer Unterschrift abgegeben haben. Es steht auch schwarz auf weiß am Eingang zur Schule. Am Dienstag wurde der Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" offiziell verliehen und mit einem kleinen Fest gefeiert. Mitgefeiert hat die Patin des Projekts, die Schriftstellerin Kirsten Boie.

Seit 1997 engagieren sich Schüler am Standort Schulenhörn gegen Diskriminierung und Gewalt. Gemeinsam erarbeiteten sie ein Regelwerk, das für den Umgang miteinander an der Schule gelten soll. Respekt und Toleranz werden darin betont, Stärkere sollen Schwächeren helfen, Konflikte sollen friedlich gelöst werden. Wer zu einem Streit kommt, soll schlichten. "1997 haben wir zum ersten Mal den Titel und die Plakette verliehen bekommen", sagt Susanne Gilberg-Lemke. Damals hieß die Schule noch "Georg Kerschensteiner" und war die erste in Schleswig-Holstein, die die Auszeichnung erhalten hatte. Zum 40. Geburtstag der Schule im Jahr 2006 wurden die Schüler wieder aktiv, veranstalteten Projekttage zum Thema Rassismus und errangen die Auszeichnung erneut.

Auch für den dritten Anlauf gab es einen konkreten Anlass. "Das Projekt war auch wichtig, weil im Schulzentrum Nord 2011 zwei Schulen zusammengelegt wurden. Da gab es am Anfang schon mal Probleme auf dem Schulhof", sagt Hafisullah Malek. Der 17-Jährige gehörte dem Team an, das sich zum ersten Mal bei den dreitägigen Projekttagen traf, diskutierte und einen Flyer entwarf, um Mitschüler aufmerksam zu machen. "Dann sind wir in jede Klasse gegangen, haben das Projekt kurz vorgestellt und Listen ausgelegt, auf denen die unterschreiben konnten, die einverstanden sind, mit unseren Regeln", sagt Alfred Andreasian.

Das Schulzentrum Nord zählt viele Kinder mit Migrationshintergrund zu seinen Schülern. Eine Umfrage unter den Mädchen und Jungen ergab, dass Kinder aus 32 Nationen an der Schule lernen. "Wir haben die Länder auf einer Weltkarte markiert. Das ist beeindruckend", sagt die 16 Jahre alte Schülerin Antonia Dreeßen. Unterschiede in Herkunft oder Religion wollen die Schüler lieber als Bereicherung, statt als Konfliktpotenzial sehen. "Unterschrieben haben aber nicht nur Schüler und Lehrer, sondern auch Reinigungskräfte und Hausmeister", sagt Hafisullah Malek. Schließlich sollen sich alle an der Schule wohlfühlen.

Kirsten Boie, die seit 1997 Patin der Pinneberger Schule ist, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen. "Ich fühle mich geehrt und bin unglaublich stolz, dass ich auch bei der dritten Runde dabei sein kann", sagte die Schriftstellerin. Jedes Jahr besucht die viel beschäftigte Autorin, die derzeit auf Lesereise in Asien unterwegs ist, die Schüler und lädt zu einer Lesung ein. Als Geschenk gewissermaßen. "Die Auszeichnung ist etwas ganz Besonderes. Nur wenige Schulen in Schleswig-Holstein dürfen sich so nennen", sagte Kirsten Boie.

Auch Medi Kuhlemann, von der Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein, die das Projekt Schule ohne Rassismus landesweit koordiniert, war zur Verleihung gekommen. "Ich bin keine Kommissarin, die jährlich schaut und das Schild im Notfall wieder abschraubt", sagt Kuhlemann. Vielmehr müssten die Schüler immer wieder ihr eigenes Verhalten überprüfen und hinterfragen. "Der Anspruch an euch selbst ist hoch, aber das ist der erste Schritt auf einem langen Weg." Jedes Jahr sollen sich nun die Kinder in der Schule mit Ausgrenzung und Diskriminierung befassen.

Die Beschäftigung mit dem Thema Rassismus wirke sich schon jetzt positiv auf das Schulklima aus, sagt Hafisullah Malek. "Insgesamt gehen die Schüler besser miteinander um. Das Gemeinschaftsgefühl ist stärker geworden." Antonia Dreeßler nickt. Gemeinsam hat das Projektteam einen schulinternen Wettbewerb initiiert. Alle Schüler waren aufgerufen, sich mit dem Thema Rassismus auseinander zu setzen. Entstanden sind Cartoons, Slogans und andere kleine Kunstwerke. Drei Preisträger erhielten Bücher von Kirsten Boie mit persönlichen Widmungen. Zur Feier des Tages ließen die 650 Schüler bunte Ballons in den Himmel steigen.