Hamburger Ratsmusik feiert packendes Dowland-Fest in der Pinneberger Drostei

Pinneberg. Voller hätte es sein können. Aber kaum schöner. Vor nur halb besetzten Stuhlreihen feierte die Hamburger Ratsmusik gemeinsam mit Sopranistin Bettina Pahn und den hingerissenen Zuhörern in der Pinneberger Drostei ein packendes Musikfest rund um das britische Notengenie John Dowland (1563-1626).

Und das bedeutete für Lautenist Ulrich Wedemeier, Sängerin Pahn und die fünf Edel-Gambisten unter Leitung von Simone Eckert vor allem eins: harte Arbeit. Denn Dowlands frühbarocke Pavanen und Galliarden gehen nicht nur geschmeidig ins Ohr. Sie bergen gleichzeitig jede Menge technischer Herausforderungen.

Kaum ein Zeitgenosse jonglierte so kreativ mit den rhythmischen und harmonischen Möglichkeiten einer drei- bis fünfstimmigen Besetzung wie der hoch bezahlte Melancholiker aus London. Kaum einer setzte Schwermut so elegant und schwebend in Noten um. Das belegte der Vergleich mit ausgewählten Stücken von Zeitgenossen wie Brade und Praetorius, die sich ganz offensichtlich von Dowlands Einfällen hatten inspirieren lassen. So klingt Johann Schops "Paduana/ Galliard à 4" opulenter als Dowlands "Captain Digories Galliard", lässt aber dessen behände Leichtigkeit vermissen.

Hut ab: Das Experten-Ensemble meisterte den Spagat zwischen voller Konzentration einerseits und scheinbar müheloser Ausführung andererseits mit Bravour. Bis auf einige kleine Stolperer spazierten die Saitenspezialisten absolut synchron und mit viel Feingefühl für die Facetten der Intonation durch das schwierige Gelände.

Und setzten den ausdrucksvollen Sopran Bettina Pahns exzellent in Szene. Spätestens bei ihrem ersten Einsatz, dem Klassiker "Flow my teares", hatte das Ensemble seine Zuhörer im Griff und ließ sie das elektronisch verstärkte Treiben auf dem Weihnachtsmarkt vergessen, das vor allem zu Konzertbeginn durch die dünnen Fensterscheiben drang. Besonders eindrucksvoll kam die stille Schönheit der vier Jahrhunderte alten Musik zur Geltung, wenn Pahn nur von Filigrantechniker Wedemeier an seiner Laute begleitet sang, etwa das Liebeslied "Come again" oder das tieftraurige "Can she excuse".

Doch erst mit dem perfekt abgestimmten Einsatz der Streicher entfalteten die Stücke ihre volle Gänsehaut-Wirkung.

Mit zwei vergleichsweise modernen Arien von Jungspund Händel (1685-1759) krönten Pahn und die Ratsmusik ein gelungenes Konzert. "He shall feed his flock like a shepherd" passt in die Weihnachtszeit, und den barocken Schmusehit "Lascia ch'io pianga" aus der Oper "Rinaldo" kann man einfach immer wieder hören.