Die Familienlotsin Nicole Eickhoff stattet in den kommenden zwei Jahren Eltern von Neugeborenen auf Wunsch einen Begrüßungsbesuch ab.

Rellingen. Junge Eltern haben alle Hände voll zu tun. Ein bisschen Unterstützung kann da nicht schaden, dachten sich Vorstandsmitglieder der Rellinger Bürgerstiftung. "Wir haben lange überlegt, was für Familien tun können", sagt Anja Radtke, die Vorsitzende des Stiftungsbeirates ist.

Das Ergebnis der Überlegungen: Eine Familienlotsin für Rellingen. Die diplomierte Verwaltungsfachwirtin und gelernte Erzieherin Nicole Eickhoff soll für die kommenden zwei Jahre allen Familien, die gerade Nachwuchs bekommen haben, auf Wunsch einen Willkommensbesuch abstatten. Neben Tipps und Informationen speziell für frischgebackene Eltern hat sie auch ein kuscheliges Babyhandtuch dabei.

Im Unterschied zu ähnlichen Projekten in anderen Gemeinden soll die Familienlotsin in Rellingen nicht in erster Linie kontrollieren, ob in den Haushalten, die sie besucht, alle Bedingungen, dass die Kinder gesund und glücklich aufwachsen können, erfüllt sind. "Das ist kein Notfallprojekt, sondern eine Willkommensinitiative", sagt Dora Beckmann, Familien- und Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde.

Die Initiatoren wollen mit dem Projekt nicht nur Eltern informieren, sondern zugleich einen Beitrag zur Integration derjenigen Familien leisten, die ihren Wohnsitz erst seit kurzer Zeit haben. Die Idee dahinter ist einfach und klug: Werden Nachbarn zu Bekannten oder Freunden, steigt die Identifikation mit dem Ort, im besten Fall profitieren Vereine und Initiativen in der wachsenden Gemeinde. In den vergangenen Jahren hat sich die Bevölkerungsstruktur in Rellingen verändert. Vor allem in den Neubaugebieten der Baumschulgemeinde haben sich jüngere Paare niedergelassen, deren Leben sich zu einem großen Teil außerhalb Rellingens abspielt. Die Familienlotsin soll ihnen ganz praktisch helfen. Sie weiß, in welcher Krabbelgruppe noch Plätze frei sind, wo sich Mütter mit Kindern im gleichen Alter kennen lernen können und welche Freizeitangebote es gibt.

"Wer einen Job in Hamburg hat, hat auch dort seine Netzwerke, die Freunde und Kollegen", sagt Nicole Eickhoff. Wie wenig viele Paare über Rellingen wissen, werde oft erst nach der Geburt eines Kindes deutlich. Nicole Eickhoff kann das aus eigener Erfahrung schildern. "Als ich vor mehr als zehn Jahren hochschwanger nach Rellingen kam, dachte ich 'huch, hier kenne ich ja gar niemanden'. In der Situation half es auch nicht weiter, dass man sich täglich mit anderen Pendlern nett in der Bahn unterhielt. Die Kontakte ergeben sich ja mit einem Baby erst mal nicht mehr", sagt die 41 Jahre alte Mutter von zwei Kindern. Die Ausgangslage für junge Familien findet sie gut. "Hier gibt es viele verschiedene Angebote und Menschen, die einem weiterhelfen können", sagt Nicole Eickhoff.

Konzeptionell unterstützt und begleitet wird sie in ihrer Arbeit von der evangelischen Familienbildungsstätte in Pinneberg. "Wir kümmern uns seit 20 Jahren um Eltern und ihre Babys. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass kurz nach der Geburt häufig der Kontakt zur Hebamme eng ist. Später, wenn die Kinder in die Krippe kommen, stehen wieder Ansprechpartner bereit, aber in der Zeit dazwischen sind die Eltern auf sich gestellt. Da wollen wir ansetzen", sagt Gudrun Gade, Leiterin der evangelischen Familienbildungsstätte Pinneberg. Drei Stunden seien für jede Familie eingeplant. So sei sichergestellt, dass im Bedarfsfall auch ein zweiter Termin verabredet werden könne. Jedes Jahr werden etwa 80 Babys in Rellingen geboren.

Finanziert wird das Projekt mit Unterstützung des Lions Club Ellerbek-Rellingen, der sich jährlich mit 6000 Euro beteiligt, und vom Verein Kinder- und Jugendprojekte, der von Gabriele Peters-Kühlinger geleitet wird und sich mit 2000 Euro engagiert. "Uns war es wichtig, dass wir etwas unterstützen, wo wir wissen, dass das Geld da ankommt, wo es gebraucht wird", sagt Michael Timm vom Lions Club Ellerbek-Rellingen. Laufe die auf zwei Jahre festgelegte Testphase gut, könnten sich alle Beteiligten eine Fortsetzung der Willkommensinitiative vorstellen.