Die drei großen Sportvereine VfL Pinneberg, SC Pinneberg und SuS Waldenau protestieren und fordern die Rücknahme des Ratsbeschlusses.

Pinneberg. Sportsteuer in Pinneberg? Nein danke! Die drei großen Sportvereine in Pinneberg, der VfL Pinneberg, der SC Pinneberg und SuS Waldenau, machen gemeinsam Front gegen die mehrheitlich von den Ratspolitikern beschlossene Hallennutzungsgebühr. Vom neuen Jahr an sollen die Sportvereine für die Nutzung ab 19 Uhr drei Euro pro Stunde und Gruppe zusätzlich in die Stadtkasse zahlen und so insgesamt 25.000 Euro zur Sanierung der maroden Stadtfinanzen aufbringen. Die Vereine, bei denen allein auf den VfL Pinneberg knapp 14.500 Euro zusätzliche Kosten zukommen, können diese Zusatzkosten nur mit einer Einschränkung des Angebotes oder mit Beitragserhöhungen kompensieren. Sie befürchten eine Austrittswelle und fordern die Rücknahme des Beschlusses.

"Diese Hallengebühren sind ein Unding", sagt der Vereinsvorsitzende Mathias Zahn (VfL) und bekommt dabei Unterstützung von seinen Kollegen Claus Ricke (SCP) und Hinrich Krodel (SuS). Zusammen repräsentieren sie etwa 9000 Mitglieder. Dem am Gemeinwohl orientierten Sport werde nicht die Wertschätzung entgegengebracht, die er verdiene. Die drei Vorsitzenden kritisieren, dass im Vorfeld wieder einmal nicht mit den Vereinen gesprochen, sondern einfach über deren Köpfe hinweg entschieden wurde. "Früher hatten wir mal einen Runden Tisch mit den Politikern", sagt Krodel. Von einem solchen Dialog könne leider keine Rede mehr sein.

Die Vereinschefs haben eine Menge Argumente gegen die Hallennutzungsgebühr im Köcher: Sportvereine stehen für Lebensqualität in der Stadt, sie sorgen dafür, dass Kinder von der Straße kommen und sie sind ein wichtiger Faktor bei der Integration von Migranten. Das gute Angebot von Sportvereinen ist ein wichtiger Standortfaktor für Firmen und Familien. Außerdem sind Sportvereine Arbeitgeber vieler Mitarbeiter. "Es muss das Ziel aller sein, den Sport zu bezahlbaren Preisen zu sichern", sagt Krodel. Die Gebührenerhebung ab 19 Uhr treffe vor allem die Erwachsenen, die jedoch den Großteil der Mitgliedsbeiträge und damit auch das Geld für die Jugendbetreuung und -ausbildung lieferten.

Bei den zu erwartenden Erhöhungen der Beiträge seien Austritte programmiert, zumal auf die Vereine noch weitere Kosten zukommen. So werden die Nutzungsgebühren für das Hallenbad 2013 um 60 Prozent steigen. "Und nun wird auch noch eine Hallennutzungsgebühr für Sportstätten eingeführt, in die seit Jahren nicht investiert wurde und die teilweise in desolatem Zustand sind", sagt SCP-Chef Ricke. Diese Entwicklung sei seit langem zu beobachten: Erst wurden die Lehrschwimmbecken geschlossen, dann gab es kein Geld für notwendige Reparaturen und Sanierungen. "Und nun sollen wir für diesen Mangel auch noch Nutzungsentgelte zahlen." Dazu komme, dass die Vereine eigene Sportanlagen errichtet hätten und unterhielten, ohne Zuwendungen der Stadt zu bekommen.

Enttäuscht sind die Vereinsvertreter vom Abstimmungsverhalten der Stadtpolitiker. Trotz des knappen Ergebnisses von 13 zu neun gebe es eigentlich keine Mehrheit für die Sportsteuer. Denn erst zehn Enthaltungen hätten dafür gesorgt, dass der Antrag durchgegangen sei. Im Januar wollen die Vereinsvertreter wegen der Enthaltungen vor allem bei der SPD nachfragen, planen aber auch Gespräche mit anderen Fraktionen. Wenn sich die Stadt öffentlich damit brüste, die Sparvorgaben des Innenminister übererfüllt zu haben, "ist diese Nutzungsgebühr ein Schlag ins Gesicht des organisierten Sports", so die Vereinsvorsitzenden unisono.

Sie fordern, dass die Nutzungsgebühr wieder zurückgenommen wird und sich die Stadt mit Vertretern des Sports an einen Tisch setzt, um gemeinsam nach Lösungen für eine effektivere und Kosten sparendere Nutzung der Sporthallen in Pinneberg zu suchen.

Der Schulterschluss der drei großen Pinneberger Vereine dürfte nicht ohne Wirkung bleiben. In fünf Monaten sind Kommunalwahlen.