Umweltingenieurin Saskia Oldenburg forscht an einer Aufbereitungsanlage, die Pferdeäpfel in Energie verwandeln soll.

Schenefeld . Über Nacht verwandelt sich eine Kammer voller Stroh in Gold. Was sonst nur im Märchen der Gebrüder Grimm klappt, hat sich Saskia Oldenburg in gewisser Weise zur Aufgabe gemacht. Die Schenefelderin möchte Pferdemist in einen verwertbaren Rohstoff zur Energiegewinnung verwandeln und damit zu einer kleinen Goldgrube machen. Bislang fristen die Hinterlassenschaften der zahlreichen Vierbeiner im Land ein noch sehr unbeachtetes Dasein. Denn ganz im Gegensatz zur Gülle von Schweinen und Rindviechern gilt Pferdemist als schwer verwertbares Material. Der sehr ammoniakhaltige Pferdemist mit hohem Strohanteil ist aufgrund seiner schwankenden Zusammensetzung für die Verwendung in Biogasanlagen ungeeignet. Zumindest bis jetzt. Denn genau das möchte Saskia Oldenburg mit ihrer Aufbereitungsanlage ändern.

Die Idee der Energie- und Umweltingenieurin ist es, eine Art Prototypen zu entwickeln, der später an bestehende Biogasanlagen angebaut werden kann. In diesem zusätzlichen Aggregat soll dann der Pferdemist so aufbereitet werden, dass er zur Strom- und Wärmeerzeugung dienen kann. So würde unter anderem mit Hilfe von Wasser das Stroh vom Kot getrennt und der Ammoniakgehalt gesenkt werden. "Es müssten also keine neuen Biogasanlagen gebaut werden, um den Pferdemist zu verwerten", sagt Saskia Oldenburg.

Den Mist gibt es massenhaft. Die Ingenieurin hat bereits eine aufwendige Potenzialanalyse aufgestellt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es deutschlandweit rund 900.000 Pferde gibt, die pro Jahr bis zu 14,5 Millionen Tonnen Mist produzieren. Oldenburg ist sich sicher: Mit ihrer Methode kann sie aus diesem Haufen Mist umweltschonend und nachhaltig Energie gewinnen.

Mit ihrer Idee überzeugte die 28-Jährige auch ihre Professorin Kerstin Kuchta vom Institut für Energiewirtschaft und Umwelttechnik der Technischen Universität Hamburg. Sie hat die Doktorandin für das Forschungsprojekt freigestellt und unterstützt sie jetzt auch bei der Suche nach Förderern. Denn das ist eines der Hindernisse, die Saskia Oldenburg noch nehmen muss. Für die Entwicklung ihres Prototypen benötigt sie finanzielle Hilfe. Mit Kosten in Höhe von 10.000 Euro rechnen Kuchta und Oldenburg. Auf Fördertöpfe möchte die Schenefelderin dabei nicht zurückgreifen. Denn dafür müsste sie sich Partner in der Wirtschaft suchen. "Ich möchte aber unabhängig bleiben", sagt die Ingenieurin.

Weil es sich bei der Summe im Vergleich zu anderen Forschungsprojekten an der TU Hamburg-Harburg um einen relativ niedrigen Betrag handelt, beschreitet Oldenburg deshalb einen anderen, eher ungewöhnlichen Weg. Sie wirbt im Internet (www.sciencestarter.de) um Sponsoren für ihre Arbeit. Nach US-amerikanischem Vorbild versucht Oldenburg zusammen mit ihrem zweiköpfigen Studententeam die Anschubfinanzierung mit Hilfe zahlreicher Spender zu stemmen. Crowdfunding oder auch Schwarmfinanzierung nennt sich das Modell, das sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreut. Allein 2011 konnten so 120 Projekte mit rund 352.000 Euro meist in Nischensegmenten wie Kunst und Kultur verwirklicht werden.

Saskia Oldenburg hofft, dass auch sie genügend Unterstützer für ihre Idee findet. Die Argumente glaubt sie auf ihrer Seite. So betont sie, dass durch die Verwertung von Pferdemist nach ihren Berechnungen der Bedarf an Maisanbau für Biogasanlagen um 20 Prozent sinken würde. Zudem würden nicht nur die Betreiber der Anlagen durch die zusätzliche Nutzungsoption profitieren, sondern die Pferdefreunde kämen in den Genuss sinkender Preise. Denn bislang müssen Reiter für den aufwendigen Abtransport und die Entsorgung von Stroh und Pferdeäpfeln teuer bezahlen. Besonders im Kreis Pinneberg. Denn im Pferdemekka des Nordens ballen sich laut Sportverband 30 Reitvereine und knapp 40 große Betriebe auf engstem Raum. Im Verhältnis zu den zahlreichen Pferden gibt es im Kreis Pinneberg relativ wenig Flächen, auf die der Pferdedünger dann verteilt werden kann. Weitere Wege, höhere Kosten für die Reiter, rechnet Oldenburg vor. Sie selbst zahlt auch dafür. Denn auch sie ist Reitnärrin. Im Schenefelder Reitstall in Friedrichshulde ist dann auch ihre Idee für die Optimierung von Biogasanlagen entstanden. "Pferdemist hat bislang überhaupt keinen interessiert", so Oldenburg. Genau das machte sie neugierig. Ob mehr aus ihrer Idee wird, soll sich bis zum 20. Februar zeigen. Bis dahin hat sich die Schenefelderin eine Frist gesetzt: "Die Uhr läuft. Nur wenn die 10.000 Euro auch zusammenkommen, bauen wir den Prototyp."