Es lebe die Bürokratie

10. November "Kuchenparagraf schmeckt Pinosauriern nicht"

Die Presse hat in letzter Zeit über diesen unsinnigen Gemeindeordnungs-Paragrafen 76, Abs. 4 geschrieben. In seiner Sitzung im November hat nun der Landtag diesen Paragrafen modifiziert und gelockert. Aber die umstrittene Regelung bleibt. Es gibt künftig eine Bagatellgrenze von 50 Euro, für die die Gemeinde keine Genehmigung durch die jeweilige Gemeindevertretung benötigt. Die Kuchenspende ist also gesichert. Auch kann jede Gemeinde jetzt eine höhere Wertgrenze als 50 Euro festlegen und die Annahme einer Sach- oder Geldspende auf die Bürgermeisterin oder Bürgermeister übertragen. Aber einmal im Jahr muss der Gemeindevertretung ein Bericht über alle Spenden und Schenkungen mit Namen der Geber, die Zuwendungen und die Zuwendungszwecke die über 50 Euro hinausgehen, vorgelegt werden - somit öffentlich -, auch wenn die Gemeinde eine höhere Wertgrenze festgelegt hat. Völlig inkonsequent. Alle Spender werden also namentlich genannt, die mehr als 50 Euro gespendet haben. Die Gemeinde hat weiter die Arbeit der Erfassung. Es lebe die Bürokratie. Die Bereitschaft zum Spenden wird zurückgehen. Gerade in der heutigen Zeit, wo öffentliche Mittel immer mehr gekürzt oder gestrichen werden, sollte jede Regierung dankbar sein, dass es Menschen gibt, die helfen wollen, anderen, denen es nicht so gut geht.

Kurt Desselmann

Gelungenes Kunstwerk

30. November "Wedel lehnt geschenkte Ochsen ab"

Ich halte die Ochsen für ein gelungenes Kunstwerk und hoffe sehr, dass die Stadt Wedel ihre ablehnende Haltung überprüft und dieses großzügige Geschenk doch noch annimmt. Den Rathausplatz halte ich für einen bestens geeigneten Aufstellungsort, und ich bin zuversichtlich, dass viele Wedeler Bürger und Besucher der Stadt sich an den Ochsen erfreuen würden.

Dr. Alexander Gamp

Ochse als Bumerang

Berichterstattung und Leserreaktionen auf das Angebot, eine Ochsen-Skulptur auf den Wedeler Rathausplatz zu stellen, offenbaren einen nicht ganz gelungenen Umgang mit dieser Offerte. Die entsprechende Sensibilität für Stiftungen im Kunstbereich bringt nicht jeder Politiker mit und die Kunstverständigen unter ihnen sind bekanntlich rar. In der Verwaltung ein ähnliches Bild, wenn nicht der Zufall einen umfassend gebildeten Kunstliebhaber in eine führende Position bringt. Dann ist der Imagegewinn für die Stadt beträchtlich. Lüneburg ist ein solches Beispiel.

Selbstverständlich muss eine Stadt nicht jedes Werk akzeptieren. Das lief schon mit dem Stein der Familie von Wedel nicht ganz glücklich und insofern kann man verstehen, dass man ein das Stadtbild viel prägenderes Werk nicht einfach durchwinkt. Und das wird der Stifter ohne Gesichtsverlust akzeptieren müssen, wenn es zuvor einen entsprechenden Dialog hinter verschlossenen Türen gibt. Leider sind dann über eine Sitzung Sotissen über eine Tierart an die Öffentlichkeit gelangt, in die man sich jetzt munter einklinkt und den Ochsen zum Bumerang werden lässt. Der Politik sei dringend geraten, in diesem Fall und auch für die Zukunft eine städtische Kunstkommission vorzuschalten, die fachkundig solche Angebote auch hinsichtlich des künstlerischen Werts prüft und da muss eine realistische Wiedergabe von Tierkörperformen nicht das Non plus Ultra sein. Bildhauer von Rang sollten ein Werk liefern. Die Frage nur, hätten beispielsweise Auguste Rodin, Aristide Maillol oder Henry Moore in Wedel eine Chance gehabt? Oder auch nur Ernst Barlach zu Lebzeiten? Sicher ist die Antwort nur spekulativ, aber eine Barlach-Stadt muss sich an anderen Maßstäben messen als eine x-beliebige Kleinstadt.

Auf dieser Schiene muss die Politik fahren und die aus dem Ruder zu laufende Angelegenheit wieder einfangen. Noch ist es nicht zu spät.

Peter Schmidt, Wedel

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Schreiben Sie an pinneberg@abendblatt.de oder per Post an das Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Pinneberg, Lindenstraße 30, 25421 Pinneberg