Die SPD/CDU-Mehrheit stimmt für eine Aufgabe des denkmalgeschützten Verwaltungsgebäudes. Sanierung kostet 15,7 Millionen Euro.

Elmshorn. Es ist eine für Elmshorn richtungsweisende Entscheidung. Sie erfordert angesichts der finanziellen Situation der Stadt enormen Mut. Das Stadtverordnetenkollegium hat mit der Mehrheit von SPD und CDU entschieden, ein neues Rathaus im Sanierungsgebiet Krückau/Vormstegen zu bauen. FDP und WGE/Die Grünen sprachen sich für eine Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Verwaltungsgebäudes aus den 60er-Jahren aus.

Mit dieser Entscheidung ging eine jahrelange, erbittert geführte Diskussion zu Ende. Sieben Gutachten lagen vor, sie gaben mal der einen, mal der anderen Seite Recht. Eine finale Expertise ergab schließlich, dass ein Neubau oder eine Sanierung sich aus finanzieller Sicht nicht groß unterscheiden.

"Ich bin froh, dass diese Entscheidung jetzt so fällt", so SPD-Fraktionschef Ulrich Lenk. Für seine Partei sei der Wunsch der Mitarbeiter, die sich gegen eine Sanierung aussprachen, das entscheidende Argument gewesen. Lenk: "Wir Politiker sind nur abends hier, die Mitarbeiter sitzen den ganzen Tag in diesem Haus." Lenk betonte, dass die Entscheidung für einen Neubau nicht einen Abriss oder einen Leerstand des Altgebäudes bedeuten müsse.

CDU-Fraktionschef Hahn gab den Kommunalpolitikern eine Mitschuld. "Wir müssen uns vorwerfen, dass wir das Rathaus haben verlottern lassen." Die Instandhaltung der Schulen habe stets Priorität gehabt, das Rathaus habe immer hinten angestanden. Hahn: "Auch der technische Fortschritt wurde nie umgesetzt." Es hätten schon 1964 Mitarbeiter auf der Westseite des Gebäudes über die unerträgliche Hitze geklagt, die im Sommer in ihren Büros herrschte. Passiert sei bis heute nichts. Hahn: "Wenn wir es nicht schaffen, dieses Gebäude an den Mann zu bringen, muss es blitzschnell abgerissen werden, damit keine Ruine entsteht."

Rainer Naske (WGE) wies darauf hin, dass in der vorgelegten Kostenschätzung der Erwerb eines Grundstücks nicht eingepreist sei. "Das ist als Kostenfaktor eine sehr wichtige Frage." Die finanziellen Risiken seien unkalkulierbar. Außerdem drohe ein langwieriger Leerstand des jetzigen Rathauses. "Die Hürden für einen Abriss sind aufgrund des Denkmalschutzes sehr hoch, das wird nicht einfach."

Jens Petersen (FDP) fügte hinzu, dass eine Rathaus-Ruine mitten im Stadtzentrum das Quartier abwerte. "Es sind im Umfeld weitere Leerstände zu erwarten, etwa das bisherige C & A-Haus". Gerade die öffentliche Hand habe eine Vorbild-Funktion, was den Umgang mit dem Denkmalschutz angeht, so Petersen weiter. Schon aus diesem Grund hätte eine Entscheidung pro Sanierung fallen müssen.

"Wir haben dieses Haus nicht verlottern lassen", sagte Bürgermeisterin Brigitte Fronzek. Es sei so gut in Schuss gehalten worden wie möglich, fügte sie hinzu. "Dieses Haus für nachfolgende Generationen zu erhalten, wird teuer." Die Immobilie müsse bis auf das Betonskelett erneuert werden. "Wir erhalten also nur die Idee, nicht dieses Haus." Fronzek erinnerte daran, dass auch im Sanierungsfall ein Grunderwerb für einen Anbau notwendig sei. "Es gibt genau drei Grundstücke, die in Frage kommen. Und die Preise sind frei verhandelbar." Im Sanierungsgebiet seien die Preise festgeschrieben. Eine Sanierung hätte auch einen Umzug der Verwaltung in ein Containerdorf bedeutet. Fronzek: "Container sind teuer, jede Verzögerung hätte teure Folgen."

Nach dem Ratsvotum sind Fragen wie Raumprogramm, Standort, Architektur und Kosten zu klären. Mit einer Fertigstellung ist nicht vor 2017 zu rechnen. Eine Modellrechnung geht von Kosten von 15,7 Millionen Euro aus.