Anwohner versorgen obdachlosen Mann, der seit Wochen im Arkadenhof campiert

Rellingen. Das Thermometer zeigt vier Grad unter Null. Rainer Schulz wärmt sich mit Tee, seine Hündin Lady hat sich unter einer dicken Daunendecke verkrochen. Seit acht Wochen campiert der obdachlose Mann im Zentrum der Gemeinde vor dem Penny-Markt.

Viele Rellinger wollen dem 56-Jährigen helfen, vor allem seitdem die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen. "Ich habe Schlafsäcke, Jacken, Decken und Iso-Matten bekommen", sagt Schulz. Anwohner bringen warmen Tee vorbei, in den anliegenden Geschäften bekommt der gebürtige Brandenburger Lebensmittel zugesteckt und kann die Toilette benutzen. Als er einmal ins Krankenhaus musste, fand sich sofort jemand bereit, auf seine Hündin aufzupassen. "Die Rellinger kümmern sich sehr um mich", sagt Schulz. Für Lady bekam er so viele Futterspenden, dass er den größten Teil an die Pinneberger Tiertafel weitergab.

Auch die Mitarbeiter der Verwaltung wollen helfen und haben dem gelernten Maler, der seit zwölf Jahren auf der Straße lebt, schon vor einiger Zeit eine Unterkunft in einem Wohnheim angeboten. Rainer Schulz hat bisher abgelehnt. "Da müsste ich mir mit einem anderen Mann eine Wohnung teilen. Ich weiß nicht, ob das klappt", sagt Schulz. Heute will er es zumindest versuchen, denn trotz der Matratzen und Schlafsäcke setzt ihm die Kälte zu. Schulz ist herzkrank und muss täglich Medikamente nehmen.

Als Gießer, Küchenhelfer und Gelegenheitsarbeiter hat sich Schulz jahrelang durchgeschlagen. Über die Schwierigkeiten, die ein Leben auf der Straße mit sich bringt, klagt er nicht. Nur Diebe kann er nicht leiden. "Ich wurde so oft beklaut. Das ist das Schlimmste."

In Rellingen möchte Rainer Schulz nun sesshaft werden. Auch wenn er sich aus dem Weihnachtsfest nichts macht, möchte er Heiligabend nicht vor dem Supermarkt verbringen. Viel lieber würde er seine Westernbücher im Warmen lesen, am besten in seiner eigenen Wohnung. Das ist der größte Wunsch von Rainer Schulz.