Nach der Graffiti-Attacke soll das preisgekrönte Kunstprojekt Ende des Jahres wieder sichtbar sein

Halstenbek. Statt farbenfroher Kunst erwartet Halstenbeker, die den Zugang zum S-Bahnhof aus Richtung Schützenplatz nutzen, seit einigen Wochen Graffiti-Geschmiere im Aufgang zum Bahnsteig. Nun will die Gemeinde aktiv werden. Geht es nach Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann, sollen die Schmierereien noch bis Ende des Jahres verschwinden.

Mitte November hatten Jugendliche in einer Nachtaktion die Wände der Unterführung großflächig mit ungelenken schwarzen Buchstaben verunstaltet. Noch in der Nacht hatte ein Diensthund der Polizei einen 16 Jahre alten Tatverdächtigen in der Nähe des Bahnhofs gestellt. Zwei weitere Personen sollen beteiligt gewesen sein. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, derzeit werten wir Bildmaterial aus", sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr.

Nun müssen die Jugendlichen nicht nur mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. "Der Täter muss auch die Kosten für die Reinigung übernehmen", sagt Linda Hoß-Rickmann. Ein paar tausend Euro werde die Reinigung sicher kosten. Derzeit prüfen Mitarbeiter der Gemeindewerke die Kostenvoranschläge verschiedener Firmen, die sich unter anderem auf die Entfernung von Graffiti spezialisiert haben.

"Ganz, ganz schade" findet auch Jutta Sass die Schmierattacke. Die Kunstlehrerin unterrichtet an der Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek und hat daran mitgearbeitet, dass sich der Halstenbeker Bahnhof optisch verwandelt.

Anders als an anderen Haltepunkten entlang der Linie S 3, sind die Wartehäuschen in Halstenbek mit bunten Scherenschnitten nach dem Künstler Philipp Otto Runge beklebt, auf dem Bahnsteig laden sogenannte Chill-Steine, große Sitzelemente aus Beton, die an Samenkörner erinnern, zum Ausruhen ein. Das groß angelegte Kunstprojekt unter dem Titel "Bahnhofserwachen", das im Zeitraum von 2009 bis 2011 realisiert wurde, geht auf die Idee einer Schülerin zurück. Unter der Leitung der Ortsjugendpflegerin Daniela Spitzar wurde ein Konzept entwickelt. Umgesetzt wurde das Projekt gemeinsam mit verschiedenen Halstenbeker Initiativen und Sponsoren. Inhaltlich beteiligten sich unter anderem die Geschichtswerkstatt sowie die Konzept-Künstlerinnen Barbara und Gabriele Schmidt-Heins. Zentrales Motiv ist Halstenbeks Rolle als bedeutender Standort für Baumschulen. 30 speziell beschichtete Aluminiumplatten bemalten die Schüler und dokumentierten darauf die Entwicklung der Gemeinde.

Für ihr Engagement erhielten die Schüler 2010 den ersten Preis der Initiative "Kinder zum Olymp" der Kulturstiftung der Länder in der Sparte Bildende Kunst. In Halstenbek sind viele stolz auf die gelungene Kunstaktion. Probleme mit illegalen Graffiti-Aktionen gab es seither nicht mehr am Bahnhof. Kleinere Kritzeleien hatten Jutta Sass und ihre Schüler in der Vergangenheit immer mal wieder ausgebessert. "Auch mehrere Anwohner haben ein besonderes Auge darauf", sagt Jutta Sass. "Einige von ihnen sind schon mal mit dem Pinsel losgezogen, um kleinere Abschnitte zu streichen."