Eine Glosse von Manfred Augener

Ich habe es immer gewusst. Computer führen ein Eigenleben, versuchen mit kleinen, oft unbemerkten Aktionen ihren Einfluss auf unser Leben nach und nach zu erhöhen. Den Beleg dafür ergab ein Telefonat mit der Mitarbeiterin vom Callcenter meines Energieversorgers, nachdem die Lektüre der Jahresabrechnung für den Gasverbrauch bei mir einen Schock ausgelöst hatte.

Nun gut, 450 Euro Nachzahlung mag ja noch im Bereich des Möglichen liegen. War es das Dauerduschen des Sohnes? Oder exzessives Heizen im Sommer? Man weiß es nicht, aber das ist auch egal. Denn neben der Summe der Nachzahlung stand unübersehbar die Höhe der neuen Abschlagszahlung: Statt 93 Euro im Monat sollten es 220 Euro sein!

Der Frustanruf im Callcenter brachte Licht ins Dunkel. Die sehr nette Mitarbeiterin und ich rechneten gemeinsam. Bei 450 Euro Nachzahlung für einen Zehnmonatszeitraum wäre eine Erhöhung der Abschlagszahlung um 45 oder 50 Euro angemessen. "Sagen wir doch einfach 140 Euro", sagte sie. "Ich schicke Ihnen sofort die neue Rechnung." Ja, aber wie kommt dann der Betrag von 220 Euro auf die Rechnung? "Ach", sagt sie, "das hat doch der Computer ausgerechnet."

So ist das also. Wer sich nicht wehrt, spendiert dem Energieversorger zumindest für ein Jahr ein kleines, aber immerhin zinsloses Darlehen. Wie viele Rechnungen mögen noch vom "Kollegen" Computer nach Gutsherrenart ausgestellt worden sein? Oder hat er gar im Auftrag einer höheren Macht gehandelt?