Die Bahnhofsmission ist seit fünf Jahren Anlaufstelle für Reisende und Einheimische, die Probleme haben. Zwölf Helfer arbeiten hier.

Elmshorn. Es ist 8.30 Uhr, als Bahnhofsmissions-Leiterin Wiebke Turkat die Tür aufschließt. Ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter Werner Plume, 67, Gerd Schlopsna, 54 und Melanie Natzenberg, 38, warten bereits. Harald, ein Stammgast aus Elmshorn, ist auch schon da. Der Elmshorner kommt fast täglich zum Kaffeetrinken vorbei. "Hier ist immer jemand, mit dem man sich unterhalten kann", sagt er. Und das seit fünf Jahren. Am 1. Dezember 2007 ist die Bahnhofsmission Elmshorn gestartet und bringt seitdem etwas menschliche Wärme an den, gemessen an den Nutzerzahlen, drittgrößten Haltepunkt des Landes. Wir haben die Helfer der Elmshorner Bahnhofsmission für einige Stunden bei der Arbeit begleitet. Während Stammgast Harald noch seinen Kaffee schlürft, klingelt das Telefon. Wolfgang Graf kündigt seine Ankunft in Elmshorn um 10:03 Uhr an. Er muss Umsteigen und bittet um Hilfe. "Die Bahnhofsmission ist eine wahre Wucht", sagt Graf. Er ist vor 20 Jahren nach einem Unfall erblindet und nimmt die Hilfe der ehrenamtlichen Gemeinschaft seit fünf Jahren in Anspruch. Bei seiner Ankunft hebt Graf seinen Arm, sodass er von den Mitarbeitern erkannt und gesehen werden kann. Auf dem Gleis helfen Plume und Schlopsna nicht nur Graf umzusteigen, sie lösen gleichzeitig Probleme anderer Reisender. "Warum kommt der Zug denn jetzt erst in einer Stunde? Was soll ich denn nur machen?", sagt eine Hamburgerin, die völlig aufgelöst am Bahngleis steht. Die Missionsmitarbeiter informieren sie über die derzeitige Baustelle und die dadurch verursachten Verspätungen. Wenn möglich, weisen die Mitarbeiter die Reisenden auch auf alternative Fahrangebote hin. Für die Hamburgerin gibt es nur den einen Zug, sie muss notgedrungen auf ihn warten.

Zurück im Bahnhofsmissionsbüro sitzt Harald mit einer Zeitung in der Hand am Besuchertisch. Zwei andere Männer sind im Bahnhofsgebäude eingetroffen. Beide kommen schon seit mehreren Monaten fast täglich zu Besuch, beide sind suchtmittelabhängig. "Ich wusste nicht, was mich hier erwartet. Anfangs hatte ich Angst", sagt der grauhaarige Mann. Er fügt hinzu: "Ich bin froh, dass ich hergekommen bin. Das war das Beste, was ich machen konnte." Beide loben die Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter. Währenddessen klingelt erneut das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist jemand, der über seine Probleme sprechen möchte. "Von Suchtproblemen bis Ehekrisen war schon alles dabei", sagt Natalie Lux, Sprecherin des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf.

Das Diakonische Werk des Kirchenkreises ist Träger der Bahnhofsmission. Leiterin Wiebke Turkat verfügt als einzige Hauptamtliche über eine Halbtagsstelle. "Wir haben 1000 Kontakte im Monat und werden immer mehr zur Anlaufstelle", sagt Turkat. Viele Aufträge kommen auch über die Deutsche Bahn herein, wenn sich Reisende vor Fahrtbeginn bei dem Unternehmen nach Hilfsmöglichkeiten erkundigen. "Allein dieses Jahr gingen so 240 Aufträge bei uns ein", so Turkat weiter. Bezahlen tut das Unternehmen dafür nicht. "Die Bahn stellt die Räume im Bahnhofsgebäude zur Verfügung", sagt Diakonie-Geschäftsführer Thorsten Sielk. Die Arbeit der Mission finanziert sich aus Kirchensteuermitteln sowie aus Spenden. Sielk: "Das ist ureigene kirchlich-diakonische Arbeit, die wir hier leisten." Dazu gehört auch, am Bahnhof gestrandete Personen zu betreuen. "Wer kein Geld mehr hat, dem zahlen wir auch schon einmal die Fahrkarte", so Turkat weiter. Allerdings prüfen die Mitarbeiter die Geschichte nach, die dahintersteckt. Sie hoffen darauf, dass die Hilfesuchenden die Summe später zurückzahlen.

33 Ehrenamtliche waren in den fünf Jahren für die Bahnhofsmission tätig, das aktuelle Team besteht aus zwölf Personen. Um in allen Situationen helfen zu können, nehmen die Mitarbeiter an Fortbildungen teil. Einige von ihnen haben eine besondere Bindung zu den Gästen. Wie etwa Gerd Schlopsna, der ein so genannter "Seitenwechsler" ist. Anfangs kam er als Gast. Zum Schluss verbrachte er fast den ganzen Tag dort. Schließlich wechselte er auf die Mitarbeiterseite. "Für mich ist es selbstverständlich, allen zu helfen. Mir wurde ja auch sofort geholfen."

Die Mission hat werktags von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Das fünfjährige Bestehen wird am Sonnabend um 11 Uhr mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Empfang in der Kirche St. Mariae Himmelfahrt an der Beseler Straße 6 gefeiert.