Quickborner Gymnasiasten beteiligen sich an der weltweiten Aktion des Landshuter politischen Konzeptkünstlers Richard Hillinger.

Quickborn. Seit biblischen Zeiten gilt die Taube als Symbol des Friedens. Jetzt hat sie in Gestalt einer Bronzefigur mit dem bekannten Olivenzweig im Schnabel das Elsensee-Gymnasium erreicht. Die Quickborner Oberschule beteiligt sich an der weltweiten Aktion des Landshuter politischen Konzept-Künstlers Richard Hillinger, der zum 60-jährigen Bestehen der Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen seit 2008 goldene Friedenstauben in Lebensgröße um die Welt schickt.

"Uns hat Richard Hillinger vor einiger Zeit angeschrieben, ob wir bei dieser Aktion für die Menschenrechte mitmachen wollen", erzählt Schulleiter Michael Bülck. Da habe er sofort zugesagt. "Dies deckt sich mit unseren ethisch-moralischen Grundsätzen. Das Recht auf Bildung und freie Meinungsäußerung sind Grundrechte, die zu einer Demokratie gehören. Wir wollen unseren Schülern klarmachen, dass dies aber Privilegien sind, die nicht alle Menschen auf der Welt besitzen."

Seit ein paar Wochen beschäftigen sich ganze Jahrgänge der Schule mit dem fliegenden Friedenssymbol. Sechstklässler gehen unter Anleitung der Philosophielehrerin Sabine Langhans der Frage nach, wo erstmals in der Geschichte der Menschheit Friedenstauben aufgetaucht sind. Dies sei bei den Göttern der Babylonier gewesen, sagt sie. "Das war allerdings für die Schüler ein schwieriges Quellenstudium." Im Kunstunterricht des zwölften Jahrgangs wurde die Taube als Poster in allen Formen, Farben und Drucken dargestellt.

Abiturienten konnten sich in einem Seminar umfassend mit der Entwicklung der Menschenrechte bis zu ihrer Festschreibung durch die Vereinten Nationen im Jahr 1948 beschäftigen. Der elfte Jahrgang des Elsensee-Gymnasiums erforschte das Leben des berühmten deutschen Physikers, Philosophen und Nobelpreisträgers Albert Einstein.

Das Elsensee-Gymnasium hat seine Friedenstaube Albert Einstein gewidmet, der sich Zeit seines Lebens neben der Relativität aller Materie und der Lichtgeschwindigkeit auch mit den Menschrechten befasste. So trat er unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg dem Bund neues Deutschland bei, der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte, wie die Oberschüler herausfanden. Sein Appell zum Frieden in seinem Brief an US-Präsident Franklin Delano Roosevelt 1939, in dem er diesen ermahnte, Nazi-Deutschland beim Bau der Atombombe zuvorzukommen, führte allerdings zu einem Rüstungswettlauf und später zum Bombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki, was Einstein als erklärter Pazifist später zutiefst bedauerte.

Die einzelnen Lebensstationen Einsteins wolle das Elsensee-Gymnasium jetzt mit seiner Einstein-Taube symbolisch nachzeichnen, sagt Schulleiter Bülck an. "Wir werden unsere Friedenstaube auf die Reise schicken." Erste Station wird Buchau bei Ulm sein. Dort kam der spätere Nobelpreisträger 1847 zur Welt, wuchs dort auf und eröffnete ein Elektrogeschäft. Einstein studierte später in Zürich und Bern Physik, wo er habilitierte und auch zeitweise lehrte. 1955 starb der große Denker in Princeton, USA.

Dieses Weiterreichen der Tauben sei Sinn und Zweck seiner Aktion, die er 2008 ins Leben rief, erklärt der Initiator Hillinger, 52, der im bayerischen Landshut lebt. Ursprünglich hatte er 30 bronzene Tauben kreiert, für jeden Artikel der Menschenrechte eine, und diese auf die Reisen geschickt. Städte, Gemeinden, Schulen, soziale Einrichtungen und Persönlichkeiten nahmen sie an und gaben sie weiter. Auf diese Weise machten die Tauben die verschiedensten Wege durch die Weltgeschichte, erzählt Hillinger. Berühmte Politiker, die sich für den Weltfrieden verdient gemacht haben, waren darunter wie Michail Gorbatschow, Vaclav Havel, Lech Walesa, Gylia Horn, Desmond Tutu und auch amnestie international. Immer führten die Tauben zu eigenen Aktionen bei den Adressaten, sagt Hillinger. So habe eine Schule in Bayern die Menschenrechtsartikel auf den Fußboden der Eingangshalle geklebt unter der Überschrift: "Menschenrechte werden oft mit Füßen getreten." Das hat Hillinger sehr gefallen. "Das ist der Sinn dieser Aktion: Die Tauben laden sich auf mit Ideen, Projekten, Einfällen. Das steht in der Tradition der sozialen Skulptur, wie sie Joseph Beuys propagiert hat", sagt der Künstler.

Noch ist der Norden eine ziemlich taubenfreie Zone. In Schleswig-Holstein erreichte sie bislang nur Kiel, Itzehoe, Norderstedt und Helgoland als bislang einzigen Ort im Kreis Pinneberg.

Quickborns Schulleiter Bülck ist stolz, dabei zu sein: "Wir sind glücklich, dass jetzt auch eine dieser Friedenstauben bei uns gelandet ist. Von hier aus werden wir sie weiterfliegen lassen."