300 Betriebe im Kreis finden nur noch schwer neue Auszubildende. Eine Imagekampagne nach dem Vorbild der Handwerker-Aktion soll helfen.

Kreis Pinneberg. Ein Traditionshandwerk in der Region hat Nachwuchssorgen. In Baumschulen, Stauden- und Heckenzuchtbetrieben, von denen mehr als 300 ihren Sitz im Kreis Pinneberg haben, fehlt es an Lehrlingen. In der Top Ten der unbesetzten Ausbildungsstellen im Einzugsgebiet der Agentur für Arbeit Elmshorn landet Gärtner auf Platz zwei. Derzeit sind 16 Ausbildungsplätze, das entspricht knapp zehn Prozent, in der Branche nicht besetzt. Auch bei ausgebildetem Personal sieht es nicht besser aus. Fachkräfte sind gesucht.

Einer, der inzwischen auch Online-Jobportale nutzt, um Fachkräfte zu finden, ist Dennis Knop. In Holm ist der Gartenbauspezialist mit seinem Gartenbetrieb ansässig. Die Auftragslage ist gut. So gut, dass er und fünf Kollegen die Arbeit nicht bewältigen können. Am liebsten würde Dennis Knop noch zwei oder drei Mitarbeiter einstellen. Einzige Bedingung: "Aus der Branche sollten sie kommen und Fachkenntnisse mitbringen."

Auch Frank Schoppa wurde auf Branchentreffen zuletzt häufiger auf das Thema Fachkräfte angesprochen. "Jedes Berufsbild ist dem Zeitgeist unterworfen. Zu Hochzeiten der Öko-Bewegung in den 80er-Jahren gab es keine Nachwuchssorgen. Aber in den vergangenen zwei Jahren ist das Problem in den Betrieben vermehrt zur Sprache gekommen", sagt der Geschäftsführer im Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass Ausbildungsplätze deshalb unbesetzt bleiben, weil nicht alle Bewerber die Anforderungen der Betriebe erfüllen. Vor allem zwei Gründe macht Schoppa für die gegenwärtige Situation verantwortlich.

"Einerseits hat der Konkurrenzdruck zwischen den Branchen zugenommen und zum anderen ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Betriebe, die ausbilden, zurückgegangen." Im Kreis Pinneberg zählen die 300 Baumschulen zu den größten Arbeitgebern, mehr als 2500 Menschen sind dort beschäftigt.

Im kommenden Jahr will der Verband eine groß angelegte Imagekampagne starten, um dem Gärtnerberuf mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Vorbild ist die Aktion der Handwerksverbände, die Millionen in bundesweite Plakataktionen investieren. Auch neue flexible Angebote wie die Ausbildung in Teilzeit oder im Ausland gehören dazu. Auch die Gartenbaubranche müsse auf die veränderte Lage am Arbeitsmarkt reagieren. Mittlerweile sei ein Praxistest vor der Lehre üblich, damit sich beide Seiten kennenlernen. "Die Berufsaussichten sind gut. Wer sich in der Ausbildung bewährt, findet in der Branche einen Job", sagt Frank Schoppa. Eng mit dem Thema Ausbildung sei die Frage nach ausreichend Fachkräften verbunden. Betriebe, die sich in der Lehrlingsausbildung engagierten, sicherten sich qualifizierte Mitarbeiter für morgen.

Ähnlich ist die Situation bei den Obstbauern an der Niederelbe. Im größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Norddeutschlands werden auf etwa 10 000 Hektar Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen angebaut. Die Zahl der Obstbaubetriebe im Niederelbegebiet, das außer dem Alten Land auch Hamburg und die Geest bis nach Winsen umfasst, ist in den vergangenen zehn Jahren von 1000 auf 800 Betriebe gesunken. "Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Betriebe wachsen", sagt Michael Clever, Außenbetriebsleiter des Versuchsbetriebes Jesteburg. Oftmals reicht es auf den großen Obsthöfen nicht mehr aus, wenn die Familie und einige Aushilfen anpacken. Zunehmend würden ausgebildete Fachkräfte gesucht, um die Arbeit zu bewältigen. Aus der Ausbildung verabschieden sich dagegen immer mehr Betriebe. Der Versuchsbetrieb der Obstbauversuchsanstalt Jesteburg ist heute mit acht Lehrlingen der größte Ausbildungsbetrieb. Auch Michael Clever sagt: "Die Branche ist zukunftssicher. Wer bei uns lernt, hat gute Aussichten auf eine Stelle."