150 Besucher freuten sich über einen Ohrwurm und selten Gespieltes von Beethoven

Pinneberg. Für sein Horntrio in Es-Dur lieben Horn-Fans auf der ganzen Welt Johannes Brahms. Selbst Skeptiker der als unberechenbar geltenden Messingdiva lassen sich von diesen vier Sätzen von 1865 in den Bann schlagen.

Das Trio, ursprünglich für Klavier, Violine und Waldhorn komponiert, ist ein Meilenstein der Musikgeschichte. Und ließ beim jüngsten Kammerkonzert im Pinneberger Ratssaal nach einer eher durchschnittlichen ersten "Halbzeit" die drei Vollprofis auf dem Podium regelrecht aufblühen. Geschmeidig spielten der niederländischen Hornist Ab Koster, Geiger Stefan Wagner und Pianistin Julija Botchkovskaja sich die Bälle zu, loteten mit feinem Gespür für Klangfarben und Tempo die weit gespannte Dynamik aus. Selbstbewusst und kraftvoll jagten sie durch das rasante Scherzo, schalteten aber gleich darauf drei Gänge zurück, um mit haarfeinem Pinsel die dunkle Schönheit des Adagios auszumalen. Ihre mehr als 150 Zuhörer im Saal hatten die drei auf der Bühne schon nach den ersten exzellent gespielten Takten des Andantes gefesselt. Neben dem feurigen Finale ist es vor allem das eingängige Motiv dieses Eingangssatzes, das das Horntrio zu einem Ohrwurm gemacht hat.

Deutlich spröder kamen die beiden Stücke vor der Pause daher, Beethovens F-Dur-Sonate für Klavier und Horn sowie Brahms' d-Moll-Sonate für Violine und Klavier. In beiden Fällen war es vor allem dem geistesgegenwärtigen, frischen Spiel der Pianistin zu verdanken, dass die Musik ihren roten Faden behielt. Während Koster am ventillosen Naturhorn vorsichtig über heikle Halbtonreihen balancierte und Wagner zwischen Geniestreichen und weniger perfekten Passagen schwankte, spannte sie quasi ein Sicherheitsnetz für die beiden Kollegen auf.

Kleiner Wermutstropfen: Ab Koster, Stefan Wagner und Julija Botchkovskaja meisterten die Tücken der Stücke zwar souverän. Doch ihnen fehlte das Quäntchen Synchronität, das Weltklasse-Ensembles von guten Musikern unterscheidet. Allerdings hingen in dieser Hinsicht die Trauben in Pinneberg nach dem umjubelten Auftritt des Atos Trio einen Monat zuvor auch ziemlich hoch.