An der Einmündung der Tangstedter Chaussee in die Hauptstraße können die meisten Autofahrer jetzt ohne Probleme abbiegen

Rellingen. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit", sagte US-Astronaut Neil Armstrong, als er 1969 den Mond betrat. Hinter dem Mond wähnten sich bislang zahlreiche Rellinger, was den Stand der Verkehrslenkungstechnik im Ortskern angeht. Und das seit mindestens 30, gefühlt sogar schon gut 50 Jahre. Die Staus im Einzugsbereich der Einmündung Hauptstraße/Tangstedter Chaussee wurden im Berufsverkehr oft kilometerlang.

Doch seit ein paar Tagen ist (fast) alles besser. In einem gemeinsamen Kraftakt, vergleichbar fast mit der Mondlandung, gelang es den Verkehrsbehörden des Kreises und des Landes den gordischen Verkehrsknotenpunkt zu durchschlagen. Genauer gesagt: aufzutrennen und mit einer leistungsfähigen Rundum-Ampelanlage zu versehen.

Seit Freitag vergangener Woche genießen sehr viele Autofahrer das schöne neue Gefühl, ohne nervende Staus und nicht enden wollendem Gegenverkehr den Engpass zu passieren. Geglückt ist der Geniestreich, indem die Einmündung der Tangstedter Chaussee unter Verzicht auf die bisherige Verkehrsinsel verbreitert wurde. Nun ist Platz genug, um bei Grün nach links und rechts in die Hauptstraße einzubiegen. Das baut Staus ab.

Mindestens genauso erfreut sind jene Autofahrer, die sich von Pinneberg kommend dem Knotenpunkt nähern. Sie mussten bisher oft schon von der Autobahnanschlussstelle Pinneberg-Mitte an im Schneckentempo Richtung Rellinger Zentrum schleichen.

Doch nun flutscht es dank der neuen Lichtzeichenanlage. Die verpasst dem Gegenverkehr auf der Hauptstraße eine längere Rotphase. So können dann die Geradeausfahrer in Richtung Hamburger Straße sowie die Abbieger in Richtung Tangstedter Chaussee bei Grün störungsfrei ihren Weg fortsetzen. Sogar eine kleine Abbiegespur in Richtung Tangstedt wurde von den Pflastermalern eingezeichnet. Im Rathaus werden die neuen Verkehrsabläufe mit Argusaugen beobachtet. So ist Andrea Reichert und ihren Kollegen vom Bauamt schon aufgefallen, dass sich jetzt längere Fahrzeugschlangen in Richtung Pinneberg zwischen Hamburger Straße und Tangstedter Chaussee bilden.

Die Ursache für den neuen Störfaktor: Die Ampelanlage schaltet bisher noch in festen Umlaufphasen. Doch mit diesem Probelauf wird bald Schluss sein. In den nächsten Tagen sollen Videodetektoren installiert werden. Diese Kameras erfassen das Verkehrsgeschehen und leiten ihre Daten direkt in den Rechner der Lichtzeichenanlage. Auf diese Weise werden die Phasen der aktuellen Verkehrslage automatisch angepasst. Sollte in einer Fahrtrichtung ein Stau drohen, gibt es flugs eine längere Grünphase.

So etwas funktioniert andernorts mit Sensoren in der Fahrbahn. Doch in Rellingen geht das nicht, weil unter dem Asphalt Leitungen verlaufen. Bleibt die Frage, weshalb sich die Behörden in Kreis und Land so lange Zeit gelassen haben, um den vertrackten Verkehrsknotenpunkt mit moderner Technik für 500 000 Euro zu entwirren. Erfreulich dabei: Die Gemeinde muss nicht einen Cent dazubezahlen. Die Kosten übernehmen Kreis und Land.

Allerdings gibt es in anderen Orten seit Jahrzehnten verkehrsabhängig gesteuerte Ampelanlagen. Wie es scheint, dauern Wunder in Rellingen etwas länger. Und damit sind wir wieder in der Raumfahrt. Der Mond wurde bekanntlich auch zunächst nur mehrfach umkreist, bevor es dann endlich mit der ersten Landung klappte.