Eine Glosse von Rainer Burmeister

Haben Sie es schon bemerkt? Am Willkomm-Höft vor dem Schulauer Fährhaus in Wedel sind zeitweise ganz merkwürdige Geräusche zu vernehmen. Man muss nicht einmal besonders genau hinhören, um festzustellen, dass es sich bei jenen rhythmischen Tonfolgen nicht etwa um die Hymne einer fernen überseeischen Schifffahrtsnation handelt. Ohrenzeugen beschreiben das Gewimmer schlicht als jämmerliches Quietschen.

Das stärkste Klangerlebnis wird übrigens direkt auf dem neuen Anleger der weltbekannten Schiffsbegrüßungsanlage serviert. Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn beim nächsten Besuch Ruhe herrscht, beziehungsweise nur die offiziellen Klänge zu hören sind. Für diese sorgt bei ein- und auslaufenden Schiffen bekanntlich der Begrüßungskapitän mit seiner gut sortierten Hymnen-Hitparade.

Nein, der Jammer-Sound ist wetter- und verkehrsabhängig. Denn erzeugt wird das Gequieke vom Brückenauflieger, der die Verbindung zum Anleger-Ponton herstellt. Diese bewegliche, weil von der Tide abhängige Konstruktion fängt an den Auflagepunkten an zu jammern, sobald Seegang herrscht (oder heißt das auf der Elbe Elbgang?), sei dieser nun von vorbeischippernden Schiffen, der nahenden Lühe-Fähre oder auch nur von südwestlichen Sturmböen verursacht. So weit, so schlecht. Rätselhaft bleibt, warum die Anleger in Blankenese oder Teufelsbrück nicht jammern. Übrigens: Ein Geräusch ist noch nerviger als das Ponton-Quieken: Der Feierabend-Song des Schiffsbegrüßers mit dem Rausschmeißer "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt..."