Das Mädchen aus Selenogradsk, das an den Füßen operiert wurde, entwickelt sich gut. Dass sie überhaupt laufen kann, grenzt an ein Wunder.

Kreis Pinneberg. Die Schritte sind noch vorsichtig und wirken etwas unbeholfen. Aber dass sie überhaupt laufen kann, grenzt an ein kleines Wunder. Vor zwei Jahren litt die damals drei Jahre alte Anna Yudina an einer spastischen Fehlstellung ihrer Füße. Das Mädchen aus Selenogradsk, der russischen Partner-Region des Kreises Pinneberg in der Nähe von Kaliningrad, konnte wegen seiner Spitzfüße ohne Hilfe nicht gehen und war auf den Rollstuhl angewiesen.

Über den Kontakt ihrer Mutter Marianna Yudina zum Verein Selenogradsk kam die Kleine in den Kreis Pinneberg, wurde hier operiert und medizinisch versorgt. Dank orthopädischer Hilfsmitte, eiserner Disziplin und Training mit ihrer Mutter kann Anna jetzt beinahe eigenständig laufen. "Sie hat wirklich große Fortschritte gemacht", sagt Kinderorthopäde Dr. Markus Stücker vom Klinikum Bad Bramstedt, der sie damals operiert hatte.

Mit ihren Eltern kam Anna jetzt zur Nachuntersuchung nach Pinneberg. Die Orthesen, wie man die Beinschienen nennt, die ihre Füße in Normalstellung halten, waren zu klein geworden. Anna war aus ihnen herausgewachsen. "In zwölf Stunden Fahrtzeit sind wir aus Selenogradsk hierherkommen", erzählt Annas Mutter. Seit ihr erstes Kind auf die Welt kam, hat sich ihr Leben verändert. Erst versuchte sie vergeblich, medizinische Hilfe in Russland zu bekommen, was damals nicht möglich und für sie unerschwinglich war. Dann wandte sie sich um Hilfe an Gabriela Kascha vom Verein Selenogradsk, die die heute 30-Jährige aus ihren Ferien von 1998 im Kreis Pinneberg kannte. Kascha bat die Regio-Kliniken um Unterstützung und stieß bei Klinikchef Otto Melchert auf großes Verständnis. Die OP für das gehbehinderte Mädchen wurde organisiert und finanziert. "Wir haben die Patenschaft übernommen", erklärt Melchert.

Das umfasst eine medizinische und orthopädische Versorgung, bis Anna Yudina erwachsen ist. Die operationelle Korrektur der Füße sowie die künstliche Verlängerung der Bänder allein reichen nicht. Tag und Nacht muss Anna Orthesen tragen und täglich mühsam das Laufen lernen. "Das ist nicht leicht und führt oft zu Tränen", verrät ihre Mutter. "Aber wenn sie ausgeweint hat, trainieren wir trotzdem weiter." Anna habe auch den ganz festen Willen, selbstständig laufen zu können. "Das ist unser gemeinsames Ziel." Neben den neuen Orthesen, die ihr das Pinneberger Sanitätshaus der Regio-Kliniken anpasste und mit ihren Lieblingsbärchen bedruckt hat, wurde die kleine Anna untersucht und krankengymnastisch behandelt.

Ebenso erleichtert wie die Eltern zeigte sich Klinikchef Melchert beeindruckt von der Entwicklung seiner jungen Patientin. "Anna macht im wahrsten Sinne des Wortes Fortschritte. Es ist gut zu sehen, wie unsere Hilfe wirkt."