Schenefelder Verein versenkt 593 000 Euro in insolventen Betrieb . Sanierungskonzept vorgestellt

Schenefeld. Als sie die Summe erfuhren, die die Lebenshilfe Schenefeld ins eigene Unternehmen gesteckt hat, holten viele der 90 anwesenden Mitglieder kräftig Luft. 593 000 Euro flossen im vergangenen Jahr vom Verein in den gemeinnützigen Betrieb, der jetzt insolvent ist. Der Vorstand um die Vorsitzende Christine Heins geht davon aus, dass der Verein davon keinen Cent wiedersieht. Doch damit nicht genug. Die Schenefelder Lebenshilfe, die nach aktuellen Berechnungen 234 Mitarbeiter beschäftigt und 369 Menschen mit Behinderung betreut, muss weitere Verluste verkraften. Das wurde auf der doch noch öffentlich gemachten Mitgliederversammlung am Montag klar.

Für die seit zwei Jahren leer stehende Immobilie an der Elbchaussee, das Restaurant Teufelsbrück, gibt es zwar Kaufinteressenten, aber im Objekt gibt es auch einen Wasserschaden. Der Vorstand hält den bislang erhofften Verkaufserlös von einer Million Euro damit nicht mehr für realistisch. Angesichts von Wohngeld und Grundsteuer, die den neuen Besitzer pro Monat etwa 2000 Euro kosten werden, sagte Christine Heins: "Wir können froh sein, wenn wir das Objekt los sind." In der Bilanz für 2011 schlägt das Objekt damit nur noch mit einem Wert von 700 000 Euro zu Buche. Hinzukommen höhere Ausgaben für die laufenden Kredite in Höhe von nun acht Millionen Euro auf die Immobilien und Grundstücke im Wert von 14 Millionen Euro. Letztendlich musste der neue Vorstand den Mitgliedern ein Minus von mehr als einer Million Euro in 2011 beichten.

Damit der gemeinnützige Verein wieder auf finanziell sichere Beine kommt, stellte Versicherungsmaklerin Heins, die derzeit den Verein ehrenamtlich in Vollzeit leitet, ein straffes Sanierungskonzept vor. Es sieht den Verkauf von vier Immobilien vor, den Verzicht der Mitarbeiter auf je ein Drittel ihres Weihnachtsgeldes in den kommenden drei Jahren, die Einstellung eines Bilanzbuchhalters, Verhandlungen über neue Leistungsvereinbarungen mit den Trägern wie dem Kreis Pinneberg, Kosteneinsparungen durch zentralen Einkauf sowie vermehrte Werbung um Spender. "Wenn wir das alles schnell umsetzen, sehen wir 2014 ein Licht am Ende des Tunnels", so Heins. Angesichts der Sparmaßnahmen mahnte Elternteil Wolfram Kusche eindringlich: "Bei allen Anstrengungen sollten wir unser Ziel, die bestmögliche Betreuung der Menschen mit Behinderung, nicht aus den Augen verlieren. Wir dürfen nicht an den Behinderten sparen."

Wer in den kommenden Jahren dafür sorgen wird, dass genau das so umgesetzt wird, entschied sich am Montag nicht. Zwar stand auf der Tagesordnung die vom Dachverband geforderte Satzungsänderung und damit einhergehende Strukturänderung, allerdings fiel darüber keine endgültige Entscheidung, denn es lagen zwei Konzepte vor. Das eine sieht einen hauptamtlichen Geschäftsführer vor, der den ehrenamtlichen Vorstand ablöst und der durch einen Aufsichtsrat kontrolliert wird. Der zweite lehnt sich an die derzeitigen Strukturen an. Danach wäre die Mitgliederversammlung weiter das höchste Gremium. Um einen Kompromiss zu finden, wurde eine neunköpfige Arbeitsgruppe aus Eltern, Mitarbeitern und Vorstand gebildet. Sie soll bis zum 1. April eine Lösung erarbeiten.