Volkshochschule Elmshorn und Amnesty International klären in gesellschaftspolitischen Vorträgen über Probleme und Chancen auf

Elmshorn. Wenn heutzutage über Schuldenkrise, Stabilität des Euro oder die Sorge um den Süden Europas die Rede ist, schalten die meisten Menschen ab. Für viele sind diese Debatten, über die sich Politiker in Talkshows so oft die Köpfe heiß reden, abstrakt und ganz weit weg.

Das ist ein Irrtum. Wer wissen möchte, wie sehr uns das Schicksal der Nachbarn in Griechenland oder Portugal, aber auch der Menschen in den sogenannten Schwellenländern auf anderen Kontinenten angeht, sollte sich die Termine von mehreren Vorträgen notieren, die die Volkshochschule (VHS) Elmshorn im Herbst und im nächsten Frühjahr in Kooperation mit der Gruppe Elmshorn-Pinneberg von Amnesty International anbietet.

Amnesty International beginnt am Freitag, 16. November, mit einem Vortrag von Antje Breucking von 18 Uhr an im Elmshorner VHS-Haus, Bismarckstraße 13, über die Verantwortung von Unternehmen bei der Wahrung von Menschenrechten. Gezeigt wird dazu eine Fotodokumentation zur Ölkatastrophe im Nigerdelta. Dem "Atlas der Globalisierung", einem Standardwerk von Le Monde, ist ein Vortrag am Freitag, 23. November, im VHS-Haus gewidmet. Von 18 Uhr an werden daraus die Filme "Der afrikanische Patient - Wunderheiler China?" sowie "Toxic City - deutscher Giftschrott für Ghana" gezeigt. Referent ist Olaf Specht.

Der Ökonom und Ökologe zeichnet mit verantwortlich für eine Vortragsreihe unter dem Titel "Wählerinteressen und Bürgerverantwortung in der Schuldenkrise", die im nächsten April an der VHS Elmshorn anläuft.

"Die Vortragsreihe klärt allgemein verständlich Zusammenhänge von Wirtschaft und Politik", sagt Specht. Worum es konkret geht, erklärt er am Beispiel Südeuropas. Deutschland sei eine ausgewiesene Exportnation. Wenn es Exportpartnern wie Griechenland und Spanien, aber auch den USA schlecht gehe, "dann geht es zwangsläufig auch uns schlecht".

Oberste Prämisse müsse es daher sein, den Partnern zu helfen. Anstatt von kontrollierter Insolvenz eines Staates oder den Selbstheilungskräften der Marktwirtschaft zu reden, müsse die Wirtschaft der "Sorgenkinder" massiv unterstützt werden. Beispielsweise mit Hilfe einer Kommission von internationalen Wirtschafts- und Finanzexperten, die zwecks Akzeptanz im betroffenen Land unter nationaler Aufsicht, etwa einem Minister, ein "gesamtwirtschaftliches Engineering" in Gang setzen. "Aber das tun wir nicht", sagt Specht. Ob die derzeitige Bundesregierung hier noch Impulse setzen kann, bezweifelt er.

Mit Blick auf die sogenannten Schwellenländer appelliert der Ökonom an die Verantwortung der Industrienationen auf Arbeitsbedingungen vor Ort und liegt damit auf einer Linie mit Amnesty International.

Aber auch die Verbraucher seien gefordert, sagt Specht. "Es liegt im Interesse der arbeitenden Menschen in Deutschland, Europa und Übersee, dass wir uns bei unseren Kaufentscheidungen und im Berufsleben unserer Mitverantwortung für die Verlierer der Globalisierung bewusst sind." Olaf Spechts Fazit lautet daher: "Wir müssen fairer werden."

Hier die Termine der Vortragsreihe im Frühjahr: Am 10. April wird Olaf Specht im Elmshorner VHS-Haus über belastbare Wahrheiten, seriöse Gutachten und labile Halbwahrheiten angesichts dynamischer globaler Veränderungen referieren. Am 24. April beschreibt er die Gewinner und Verlierer der Globalisierung sowie Europas Rolle in der Welt von morgen. Spechts Kollege Eberhard Müller wird am 17. April das Thema Menschenwürde und Gewinnmaximierung als Kriterien der Unternehmensführung beleuchten. Alle drei Vorträge beginnen um 19 Uhr und dauern bis 21.30 Uhr.