Da steht sie nun. Seit zwei Tagen ragt die neue Straßenlaterne direkt vor meinem Küchenfenster in den Himmel empor, versperrt den bislang so schönen Blick auf die Wiesen und Felder. Ich hasse das grausilberne Metallteil, das mir die Stadt Hamburg kürzlich vor die Tür gepflanzt hat. Es verschandelt das Haus. Bislang stand sie doch auch versteckter, an der Grenze zum Nachbargrundstück. Ob man sich dagegen wehren kann?

Nein, Moment mal. Ich hatte es mir doch fest vorgenommen: Wenn sich einmal vor meiner Haustür etwas verändert, werde ich keine Bürgerinitiative gründen, keinen Anwalt einschalten. Ich bin für den nötigen Wohnungsbau, aber nicht auf der Wiese nebenan? Ich fahre gern und viel Auto, aber wehre mich gegen den zunehmenden Verkehr in meiner Wohnstraße? So wollte ich eben nicht reagieren. Und jetzt ertappe ich mich dabei, wie mich die simple Straßenbeleuchtung, die dank neuer LED-Technik der Stadt hoffentlich viel Strom und Geld spart, ordentlich aus der Fassung bringt.

Mir ist dank meiner neuen Straßenlaterne ein Licht aufgegangen. Es ist viel schwerer für etwas zu sein als dagegen. Und es ist noch einmal schwerer, wenn es vor der eigenen Haustür steht.