Auf den Leiter des Fachbereichs I in der Pinneberger Verwaltung warten viele Baustellen

Pinneberg. Die Finanzmisere von Pinneberg ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Michael Artus, der in einer Freizeit dem Turniertanz frönt, wusste, dass er sich mit Antritt seines neuen Jobs im Rathaus der hoch verschuldeten Kreisstadt auf ein glattes Parkett begibt. "Die Veröffentlichungen über die hiesigen Finanzprobleme habe ich auch in Schleswig wahrgenommen", sagt der 47 Jahre alte Diplom-Verwaltungswirt und -Betriebswirt. Seit dem 1. Oktober ist Artus, geboren im nordrhein-westfälischen Neuss, Leiter des Fachbereichs I der Verwaltung und ist damit federführend verantwortlich für Inneren Service, Finanzen und Ordnung.

Der Eintritt des neuen Fachbereichsleiters, der sich im Sommer im Auswahlverfahren gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt hatte, geht einher mit einer Umstrukturierung im Rathaus, wo es nunmehr nur noch drei statt vorher vier Fachbereiche gibt. Deren Leiter sind die zweite Führungsebene unterhalb des Bürgermeisters. Fachbereich II (Bildung, Soziales, Kultur, Sport) wird von Traudchen Perrefort geführt, Fachbereich III (Stadtentwicklung und Bauen) von Klaus Stieghorst.

Bevor er nach Pinneberg kam, war Michael Artus beim Kreis Schleswig-Flensburg Leiter des Bereiches Zentrale Steuerung und Finanzen gewesen. Davor hatte er als Kämmerer mehr als fünf Jahre lang die finanziellen Geschicke der Stadt Meschede (32 000 Einwohner) in Nordrhein-Westfalen mitbestimmt. "Wir wollten jemanden haben, der vor allem den Bereich der Finanzen abdecken kann", sagt der amtierende Bürgermeister Klaus Seyfert über die Qualitäten von Artus. Der 47-Jährige selbst spricht angesichts eines Schuldenstands von fast 100 Millionen Euro, inklusive der Kassenkredite, und der Tatsache, dass Pinneberg noch immer nicht die seit 2009 erforderliche Eröffnungsbilanz vorliegen hat, von besonderen Herausforderungen und vielen Baustellen. "Es gibt kein Zauberwässerchen. Was hilft, ist die Kommunikation im Haus zu verbessern", sagt Artus. Bei der Erstellung der Eröffnungsbilanz bekommen er und seine Kollegen externe Hilfe von einem Unternehmen, die sich Pinneberg einkauft. Es trifft sich, dass eben jene Firma auch dem Kreis Schleswig-Flensburg bei der Umstellung auf die "Doppik" geholfen hatte.

Artus hat die Nachfolge der Fachbereichsleiterin Karin Becker angetreten - die bereits vor fast einem Jahr aus Altersgründen ausgeschieden war. Warum die wichtige Stelle erst Monate später ausgeschrieben wurde? "Das müssen Sie die Ministerin fragen", sagt Klaus Seyfert in Richtung der früheren Bürgermeisterin Kristin Alheit, seit diesem Sommer Sozialministerin Kiel.

Michael Artus lebt mit seiner Lebensgefährtin in Meldorf. Er ist Weinliebhaber, mag Städtereisen und träumt von einem Urlaub in der Karibik.