Es gibt Ärger um den Gedenkstein für die Familie von Wedel. Anwohner und Politiker wollen das gestiftete Denkmal abbauen lassen.

Wedel. "Nein, das ist ja ein Ding." Vita von Wedel braucht lange, bis sie ihre Fassung zurückgewinnt. Die Schenefelderin hat die Nachricht kalt erwischt, dass in Wedel ein Streit über das von ihrer Familie gestiftete Denkmal entbrannt ist. Zum 800. Geburtstag schenkten die von Wedels der Rolandstadt den Stein. Er soll daran erinnern, dass die Familie hier bereits vor acht Jahrhunderten lebte und bis heute den Namen der Stadt trägt. Auslöser für den plötzlichen Streit ist der Standort des Steins. Mitten im Ristgarten an der Schulauer Straße ragt die Stele seit September in den Himmel. Quadratisch, mannshoch, versehen mit einigen Inschriften.

"Das ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit", sagt Karin Körner. Die Anwohnerin hat einen Appellbrief an den Kulturausschuss der Stadt geschrieben. Sie ist empört über den aufgestellten Stein. Er störe die Symmetrie der Anlage, die an das Wirken von Johann Rist in Wedel erinnern soll, erheblich. Zudem verstelle der Stein auch noch den Blick von der Bank aus auf die Marsch. Die Wedelerin, die früher auch aktiv in der Kommunalpolitik war, fordert die sofortige Entfernung des Denkmals. Mit ihrer Meinung ist sie nicht allein.

Erhard Felske, Mitglied der SPD und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport, hält das Denkmal für optisch völlig daneben. Er hat die Sache ausführlich dokumentiert, Fotos von dem Übel an der Schulauer Straße gegenüber vom Theaterschiff Batavia gemacht. Sie liegen der Einladung zur nächsten Sitzung des Gremiums bei. Am heutigen Mittwoch befassen sich die Politiker eingehend mit dem Thema. Das hätten sie gern schon vor der Aufstellung getan. Aber sie wussten laut Felske gar nichts von dem Anliegen. "Ich habe es aus der Zeitung erfahren. Dabei ist das eine Kulturangelegenheit und hätte in den Ausschuss gehört", so der Sozialdemokrat. Immerhin gehe es um etwas Bleibendes und nicht um eines der Gastgeschenke, die im Schrank des Bürgermeisters verschwinden würden. Rathauschef Niels Schmidt war es, der dem Wunsch der von Wedels zugestimmt hatte und die Genehmigung für das Aufstellen im Ristgarten erteilte. "Ich habe die Problematik um den Standort nicht gesehen. Ich sehe sie auch heute nicht", so Schmidt auf Nachfrage.

Vita von Wedel versteht den Wirbel auch nicht. "Wir wollten der Stadt etwas zum 800. Jubiläum schenken", sagt die Sprecherin der Stifterfamilie, deren Vorfahren zur Gründungszeit in Wedel lebten. An die gemeinsame Vergangenheit erinnert das Denkmal. Diesen Zusammenhang sieht Felske nicht. "Über Jahrhunderte ist die Familie von Wedel in der Stadt nicht aufgetaucht. Wie kommen die dazu, hier ein Denkmal zu errichten? Da kann ja jeder irgendwo in der Stadt einen Stein aufstellen."

So einfach war die Aktion dann doch nicht. Die Stifterfamilie hatte die Idee, nahm Kontakt zur Stadt auf. Der Vorgang lief über den Tisch des Bürgermeisters. Niels Schmidt stimmte zu. Dann suchten Vertreter der Familie und Verwaltungsmitabeiter einen Standort. Der Platz im Ristgarten war Vorschlag der Verwaltung. Zusammen mit dem Steinmetz aus Wedel stimmte die Familie mit der Verwaltung die Form ab. Also genau das, was jetzt so aneckt, sollte sich harmonisch in den gepflegten Apothekergarten einfügen. Dafür investierten die Schenker viel Zeit, um sich abzustimmen und rund 2000 Euro für den Gedenkstein. "Ich bin einfach davon ausgegangen, wenn ich das mit dem Bürgermeister bespreche, ist es auch so in Ordnung", sagt Vita von Wedel verzweifelt. "Mir tut es leid. Wir wollten keine Zwietracht säen. Das sollte wirklich alles andere als eine Zwangsbeglückung für die Stadt werden."

Erhard Felske hat Verständnis für die Lage der Initiatorin und Stifterin - aber nur bis zu einem gewissen Grad. Auch wenn es die Schenker trifft, plädiert er dafür, einen anderen Platz für den Gedenkstein suchen. Der Stein muss weg, darauf hat sich bereits die SPD-Fraktion am Montag festgelegt. Felske kann sich den Bürgerpark als Standort vorstellen.

Abbauen? "Das käme mir jetzt wie abgeschoben vor", sagt Vita von Wedel. Sie verweist darauf, dass die Stele eigens für den Platz im Ristgarten angefertigt wurde. "Wir hatten uns anfangs eine Art Findling vorgestellt. Doch der hätte dort nicht hingepasst." Ein weiteres Problem: Der Stein ist mit einem sehr schweren Fundament in der Erde verankert. Der Abbau wird kostspielig. Dabei klafft im Haushalt der Stadt nach dem Gewerbesteuereinbruch ein Millionen Euro großes Loch. Über den optisch optimalen Platz für den Stein debattieren die Kommunalpolitiker am heutigen Mittwoch von 19 Uhr an im Rathausraum Vejen, Rathausplatz.