Halstenbeks wiedergewählte Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann will Krippenplätze schaffen und außerdem mehr Gewerbe ansiedeln.

Halstenbek. Die Siegesfeier im Tennistreff der Spielvereinigung Halstenbek-Rellingen war fröhlich und ausgelassen, aber kurz. "Wir mussten ja alle am nächsten Morgen wieder arbeiten", sagt Linda Hoß-Rickmann, die mit 93,1 Prozent der Stimmen als Bürgermeisterin der Gemeinde Halstenbek im Amt bestätigt wurde.

An ihrer Amtsführung will die 59-Jährige nichts ändern. Was sich in der Vergangenheit gut bewährt habe, soll fortgesetzt werden. Auch wenn nur ein knappes Drittel der Halstenbeker ihr Wahlrecht genutzt hat, freut sich Linda Hoß-Rickmann über die Zustimmung. "Das ist doch ein Wahlergebnis, das Spaß macht." Zu den Gratulanten gehörten unter anderen Sozialministerin Kristin Alheit (SPD), Landtagsabgeordnete Ines Strehlau (Grüne), Landrat Oliver Stolz und die Bürgermeisterkollegen Niels Schmidt (Wedel), Anja Radtke (Rellingen), Christiane Küchenhof (Schenefeld), Roland Krügel (Tornesch) und Andrea Hansen (Uetersen).

Gegenkandidatin Deborah Nolte hatte auf der Wahlveranstaltung der Gemeinde gefehlt. Einen Tag später zeigte sich die geschlagene Kandidaten, die erst aus dem Abendblatt von den Ergebnissen erfuhr, als faire Verliererin.

Schon nach der Kandidatenvorstellung in Halstenbek habe sie sich nur geringe Chancen ausgerechnet. "Ich habe von Anfang an gemerkt, wie viel Rückhalt die Bürgermeisterin in der Gemeinde hat. Sie wird von allen Fraktionen unterstützt", sagt die 33 Jahre Hamburgerin. Über die 331 Stimmen, (6,9 Prozent) freut sich Deborah Nolte dennoch. "Ich bin nicht enttäuscht", sagt die Schriftstellerin. Die Kandidatur sei eine gute Erfahrung gewesen. Derzeit plane sie keinen erneuten Versuch, ein öffentliches Amt zu erringen. Ganz ausschließen will Deborah Nolte es aber nicht, eines Tages in die Politik einzusteigen.

Für Linda Hoß-Rickmann geht die Arbeit im Rathaus nahtlos weiter. Eine der wichtigsten Entscheidungen für die Zukunft der Gemeinde stand am Montagabend auf der Tagesordnung der Gemeindevertreterversammlung. "Wir wollen den Neubau des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums als Projekt in öffentlich-privater-Partnerschaft realisieren", sagt Linda Hoß-Rickmann. In dem inzwischen maroden Gebäude wurde in den 70er-Jahren gesundheitsgefährdender Asbest verbaut. Inzwischen reicht auch der Platz nicht mehr aus, viele Schüler müssen in Containern unterrichtet werden. Mit einem Schulneubau in öffentlich-privater-Partnerschaft hat Hoß-Rickmann bereits in der vergangenen Amtszeit Erfahrungen gesammelt. Erst vor einem Jahr wurde die Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek eingeweiht. Auch Kirsten Sajitz sieht vor allem bei dem Schulneubau im Ortsteil Krupunder Handlungsbedarf. "Die wichtigsten Projekte für die Gemeinde sind angeschoben. Die müssen wir nun realisieren", sagt die Chefin des CDU-Ortsverbandes.

"Ganz oben auf der Prioritätenliste steht außerdem der Ausbau der Betreuungsplätze. Ab August 2013 gilt der gesetzliche Anspruch. Bis dahin gewappnet zu sein, ist uns extrem wichtig", sagt die 59 Jahre Bürgermeisterin. Christoph Bittner, Vorsitzender der SPD-Fraktion, erwartet bei diesem Thema schnell konkrete Maßnahmen von Linda Hoß-Rickmann. "Wir brauchen insgesamt 60 Krippentagesplätze in Halstenbek", sagt Bittner. Jeweils 20 zusätzliche Plätze müssten in der Kindertagesstätte Bickbargen, in der Kita der Arbeiterwohlfahrt und in der Kita der Erlöserkirche eingerichtet werden.

Auch optisch soll sich Halstenbek in den kommenden sechs Jahren unter der Amtsführung von Linda Hoß-Rickmann verändern. "Die Entwicklung des Ortskerns ist mir ein großes Anliegen. Wir werden das Areal, auf dem die alte Realschule steht, verkaufen. Damit wollen wir das Zentrum beleben. Es soll eine attraktive Mischung aus Wohnen, Läden und Dienstleistungen geben." Auch der in die Jahre gekommene Rathausplatz soll eine Schönheitskur erhalten. Die Grünen hatten in der Vergangenheit immer wieder auf den Sanierungsbedarf im Ortskern hingewiesen. "Wir freuen uns, wenn es dort nun voran geht", sagt Gudrun Gabriel-Schröder, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Schon jetzt wird an der Gustavstraße gebaut. Die Bürgermeisterin rechnet damit, dass die Umgestaltung 2014 fertig ist.

Noch mehr Aufmerksamkeit will Linda Hoß-Rickmann künftig der Gewerbeentwicklung in Halstenbek widmen. Das fordern auch die Vertreter der CDU. Vor allem bei dem ins Stocken geratenen Greve-Projekt müsse schnell eine akzeptable Lösung für die Gemeinde her. "Natürlich ist auch die Konsolidierung des Gemeindehaushalts eine wesentliche Aufgabe", sagt Linda Hoß-Rickmann. Das sieht auch Rainer Urban so. "Wenn die Bürgermeisterin vom Weg der Verschuldung abrückt, erhält sie unsere volle Unterstützung", sagt der Vertreter des FDP-Ortsverbandes. Das Wahlergebnis sieht er kritisch. "Zwei von drei Bürgern haben sie nicht gewählt", sagt Urban, der die Bürgermeisterin für die hohe Verschuldung der Gemeinde verantwortlich macht.