Im ausverkauften Ratssaal setzt Atos Trio Maßstäbe mit Interpretationen von Schubert und Konsorten

Pinneberg . Hehn, Hoppe, Heinemeyer. Geige, Klavier, Cello. Das Atos Trio. Man möchte eine besondere Sprache erfinden, um über diese drei Ausnahmemusiker zu schreiben. Weil das übliche Vokabular einer Konzertkritik nur blass vor sich hin zu floskeln scheint angesichts der sinnlichen Lebendigkeit, mit der dieser Glücksfall der Klassikbranche Schubert und Konsorten inszeniert. Bei seinem Auftritt im ausverkauften Pinneberger Ratssaal erfüllte das Trio, das unter anderem 2007 den renommiertesten US-Preis Kalichstein-Laredo-Robinson Award abräumte, die hoch gesteckten Erwartungen. Besser als dieses Konzert kann es in der regionalen Klassiksaison kaum noch werden. Das Atos Trio eröffnet seinen Zuhörern eine andere Dimension als die solide aufspielende Mehrheit der professionellen Konkurrenz. Hehn, Heinemeyer und Hoppe lassen die Musik atmen. Unter ihren feinfühligen Händen scheinen die Kompositionen einen eigenen Herzschlag zu bekommen, eine einzigartige Persönlichkeit.

Doch das Geheimnis, das das Atos Trio aus der Masse guter Ensembles heraushebt, liegt vor allem in der enormen Synchronität der drei Spitzensolisten. Wenn sie spielen, passt kein Blatt Notenpapier dazwischen. Ob sie auf Samtpfötchen durch die Pianissimo-Passagen von Debussys einzigem Klaviertrio spitzeln oder mit Vollgas durch das Allegro von Schuberts Es-Dur-Trio op. 100 donnern - immer behalten sie ein feines Ohr für den Gesamtklang. Sie überraschen, sie spielen einfallsreich und mit gelegentlich koboldhaftem Witz. Sie schalten blitzschnell um von zarter Melancholie auf leidenschaftliche Wucht - und umgekehrt. Sie streicheln Details mit Kenntnis und Liebe.

Bei der Auswahl der Stücke bewiesen sie Gespür für Proportionen. So bildeten Haydns eleganter Zweisätzer, das Es-Dur-Trio XV:10, und der sehr frühe Debussy einen Gegensatz zum Hauptwerk des Abends, Schuberts monumentalem Geniestreich. Schon beim Haydn verblüfften sie mit schwereloser Transparenz, legten souverän die Schokoladenseiten von Debussys Erstwerk frei und gaben dem Publikum mit einem Schubert der Extraklasse den Rest.

Wer das Atos Trio verpasst hat, kann zumindest den Pianisten Thomas Hoppe noch einmal im Kreis Pinneberg erleben. Am Sonntag, 4. November, spielt er mit Eberhard Hasenfratz, Chef der Quickborner Freunde der Kammermusik, ein klassisches "Feuerwerk an zwei Flügeln" im Musikraum der ehemaligen Realschule, Heidkampstraße 8. Auf dem Programm stehen Mozart, Brahms, Rachmaninov, Ravel und Lutoslawski. Um 16 Uhr geht es los, der Eintritt kostet 16 Euro.