Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Es kam, wie es kommen musste. Weil es doch immer so kommt. So sicher wie die saftige Benzinpreiserhöhung vor den Sommerferien und der nächste Skandal um Prinz Harry. Trotzdem traf es mich gestern wie ein kalter Schock. Auf der Windschutzscheibe meines Autos hatte mir Väterchen Frost über Nacht eine Botschaft in Form einer Eisschicht hinterlassen: Alter, spute Dich. Während ich mit klammen Fingern auf dem Glas herumrubbelte, weil der Eiskratzer noch seinen zu langen Sommerschlaf im Gartenhäuschen hielt, gingen mir lauter Fragen im Kopf herum. Wann kriege ich einen Werkstatttermin fürs Aufziehen der Winterreifen? Zu wem geht Oma zur Bescherung? Und, etwas naheliegender: In welcher Schublade liegen meine Handschuhe?

Stets, wenn der Erster-Tag-mit-Eis-auf-der-Scheibe-Tag gekommen ist, denke ich, dass jemand den Kalender auf Schnellvorlauf gestellt hat. Waren wir nicht gerade erst im verregneten Sommerurlaub an der Ostssee? Weihnachtsgebäck im Supermarkt ist ja seit langem kein zuverlässiger Indikator für das Herannahen des Jahresendes mehr, weil es schon im September in den Regalen liegt. Aber das zuletzt allgegenwärtige kreischende Lied der Laubpuster hätte mich hellhörig werden lassen müssen.

Wieder einmal hat mich der Zeiger der Jahresuhr eiskalt überholt.