Die Fernstraße ist nach einem Lkw-Unfall in Höhe Bokholt-Hanredder stundenlang voll gesperrt. Brummifahrer nur leicht verletzt.

Bokholt-Hanredder. "Wir haben den Knall noch in einem Kilometer Entfernung gehört", sagte am Mittwochmittag ein Landwirt aus Bokholt-Hanredder. Der Zeuge eilte kurz nach 10 Uhr über die Felder in Richtung der Autobahn 23 (Hamburg-Heide), wo sich die Fernstraße als ein einziges Trümmerfeld präsentierte: Auf den Fahrspuren in Richtung Norden waren zwischen den Anschlussstellen Elmshorn und Horst/Elmshorn gleich fünf Lastwagen verunglückt. Die Fahrerkabinen zweier Zugmaschinen wurden beim Zusammenstoß völlig zertrümmert. Auch für den Augenzeugen grenzte es an ein Wunder, dass die Brummifahrer leicht verletzt aus den Wracks gezogen werden konnten. "Wir dachten, da kann keiner lebend rauskommen." Es entstand ein Sachschaden von deutlich mehr als 100 000 Euro.

Wegen des Unfalls sperrten Beamte der Autobahnpolizei die A 23 zwischen Elmshorn und Hohenfelde voll ab - und zwar in beide Richtungen. Die Vollsperrung Richtung Norden galt bis in den Abend hinein, die Fahrbahnen Richtung Süden konnten am Nachmittag wieder freigegeben werden. Auf den Umleitungsstrecken durch das Stadtgebiet von Elmshorn herrschte teils zäh fließender Verkehr.

Die Rettungsleitstelle schickte fünf Rettungswagen zur Unfallstelle. Fast 50 Einsatzkräfte von vier Freiwilligen Feuerwehren aus Elmshorn, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Horst und Hohenfelde (beides Kreis Steinburg) wurden alarmiert. "Es qualmte aus dem einen Lkw, wir dachten, dass der brennt", sagte ein Augenzeuge. Tatsächlich trat der Dampf offenbar aus dem zerstörten Kühlaggregat eines Lkw aus. Dennoch blieben die Feuerwehrleute am Unfallort über längere Zeit in Alarmbereitschaft, denn große Mengen Diesel und andere Betriebsstoffe waren ausgelaufen. "Einmal kam es zu einer Entzündung von Betriebsstoffen. Die Flammen konnten sofort gelöscht werden", sagte Feuerwehr-Sprecher Hauke Pannen.

Ein Teil der umweltgefährdenden Flüssigkeiten lief von den Fahrbahnen ins Erdreich neben der Autobahn. Die Feuerwehren legten auf der Bankette und im Graben unterhalb der A 23 eine Ölsperre. Dadurch sollte verhindert werden, dass Kraftstoff, Brems- und Kühlflüssigkeit aus dem Graben in das nahe Flüsschen Offenau gelangen. Mitarbeiter der Umweltbehörde des Kreises waren vor Ort. Sie entschieden, dass heute ein Austausch von verunreinigtem Boden am Unfallort stattfindet.

Zur Unfallursache sagte eine Polizei-Sprecherin, es habe eine Art Kettenreaktion gegeben. Zunächst war ein Lkw-Fahrer, 59, aus Rendsburg mit seinem Schwerlastfahrzeug auf seinen Vordermann, 41, aus Litauen, aufgefahren. Unweit der Unfallstelle beginnt wegen einer Baustelle in Stück einspurige Verkehrsführung.

Wegen dieses Unfalls bildete sich ein Stau. Zwei Lkw-Fahrer mussten auf dem rechten Fahrstreifen stoppen. Dann nahte von Süden ein 32 Jahre alter Brummifahrer aus Sachsen-Anhalt am Steuer eines 40-Tonners. Der 32-Jährige bemerkte den Stau vor ihm zu spät beziehungsweise war angesichts der Verkehrssituation zu schnell unterwegs. Der Fahrer des mit Holz beladenen Sattelzugs fuhr auf einen am Stauende stehenden 40-Tonnen-Transporter einer Lebensmittelkette auf und schob den anderen Sattelzug auf einen sogenannten Silo-Lastwagen. Die Fahrerkabine des 32-Jährigen wurde fast völlig eingedrückt. Noch massiver waren die Beschädigungen an der Fahrerkabine des Lebensmittel-Lkw, die komplett vom Fahrgestell abgerissen wurde. Dennoch konnte der 48 Jahre alte Fahrer nur leicht verletzt aus dem demolierten Fahrerhaus klettern. Der vordere Sattelauflieger stellte sich quer und verkeilte sich zwischen den beiden anderen Fahrzeugen.

Gegen 12.30 Uhr begannen die Mitarbeiter eines Bergungsunternehmens zunächst damit, die Trümmer mittels zugkräftiger Abschleppwagen auseinander zu ziehen. Feuerwehrleute und Angestellte einer Spezialfirma nahmen Diesel und Öl auf. Die Aufräumarbeiten in Bokholt-Hanredder dauerten auch am Abend noch an.