Die Feuerwehr musste das Gebäude in Heist kontrolliert abbrennen lassen. Bürgermeister Neumann bietet den Brandopfern seine Hilfe an.

Heist. Es war kurz nach 23 Uhr am Montag, als Peter Ernst Paasch noch einmal im Stall nach dem Rechten sah. "Ich ging zurück zum Haus, da sah ich schon die Flammen im Dachbereich", sagt der Heistmer. Er sei dann sofort losgerannt und habe seine Frau und die Mieter geweckt. Alle Personen konnten sich rechtzeitig aus dem brennenden Haus retten. Das reetgedeckte Gebäude am Kleinen Ring, das in eine Haupt- und eine Einliegerwohnung aufgeteilt war, konnte nicht mehr gerettet werden. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Die Rettungsleitstelle in Elmshorn schickte sofort Wehren aus Heist, Moorrege und Uetersen los. Wenig später wurde die Wehr aus Holm sowie die Kreisfeuerwehr mit dem Schlauchwagen nachalarmiert. Die Einsatzleitung hatte der Heistmer Wehrführer Heinrich Ossenbrüggen. "Unsere 35 Helfer sind kurz nach den Kräften aus Heist an der Brandstelle eingetroffen", sagt Sven Heitmann, der Wehrführer aus Moorrege. Ihm war schnell klar, dass es keine Hoffnung fürs Gebäude gab.

"Die Flammen schlugen schon aus dem Reetdach." Wenig später zündete das Feuer durch und machte einen Innenangriff, der unter Atemschutz erfolgen sollte, überflüssig. Den Feuerwehrkräften blieb nichts anderes übrig, als das historische Gebäude kontrolliert abbrennen zu lassen. "Mehrere Nachbargebäude, darunter auch einige reetgedeckte Häuser, haben wir vor einem Übergreifen der Flammen schützten können", sagt Heitmann weiter. Dabei gab es Schwierigkeiten beim Aufbau der Wasserversorgung. Die Einsatzkräfte benötigten dermaßen viel Löschwassser, dass sie lange Schlauchleitungen legen mussten, um offene Wasserstellen der Umgebung anzuzapfen.

Schon vor dem Eintreffen der Feuerwehrleute hatte Besitzer Peter Ernst Paasch versucht, das Feuer mit Hilfe eines Gartenschlauchs einzudämmen. "Das war leider aussichtslos", sagt der Baumschuler. Er musste ohnmächtig mit ansehen, wie das Gebäude niederbrannte. Um kurz nach 1 Uhr stürzte schließlich der Giebel des Hauses ein. Daraufhin forderte die Feuerwehr einen Bagger an, um den Schutt zusammenzuschieben und die Glutnester ablöschen zu können. Ab 2 Uhr konnten die ersten Einsatzkräfte abrücken. Um kurz vor 5 Uhr blieb dann lediglich noch eine Brandwache zurück, die um 8.30 Uhr schließlich "Feuer aus" meldete. Während des Einsatzes gingen zwei Feueralarmmeldungen aus Uetersen ein. Weil die Feuerwehr der Stadt in Heist gebunden war, schickte die Leitstelle Kräfte aus Neuendeich und Heidgraben nach Uetersen. Beide Male handelte es sich jedoch um falschen Alarm. Offenbar hatten die Anwohner den Brandgeruch, der aus Heist herüberwehte, fehlgedeutet.

Peter Ernst Paasch und seine Frau fanden bei Nachbarn Unterschlupf. Am Vormittag begannen sie erst einmal damit, sich das Nötigste zu besorgen. "Wir haben nichts aus dem Haus retten können, mussten uns alles, was wir am Körper tragen, von den Nachbarn leihen", sagt Paasch weiter. Der Heistmer ist in der Gemeinde kein Unbekannter. Paasch führt am Kleinen Ring seit Jahrzehnten einen Baumschulbetrieb, wenn auch zuletzt nur noch als Nebenerwerb. Auch in der Kommunalpolitik hat er sich einen Namen gemacht, stand bis 2010 insgesamt 15 Jahre lang an der Spitze des CDU-Ortsvereins.

Sein Parteikollege Jürgen Neumann, der auch Bürgermeister der Gemeinde ist, bot Paasch bereits am Morgen Hilfe an. "Die Gemeinde tut, was sie kann, sie wird insbesondere bei der Wohnungssuche behilflich sein", sagte Neumann, der am Mittag die Brandstelle besuchte. Dort waren Techniker von E.on und dem Wasserbeschaffungsverband Haseldorfer Marsch am Arbeiten. Nachdem noch in der Nacht die Gasleitung abgeklemmt worden war, musste nun auch an den Strom- und Wasserleitungen gearbeitet werden, um die Versorgung des Gebietes sicherzustellen.

Die Kripo hat die Brandstelle beschlagnahmt. "Die Ermittlungen zur Ursache dauern an", sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr. Nachbarn, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, haben bereits eine Vermutung: "Zwei Großbrände innerhalb so kurzer Zeit, da wird man schon nachdenklich."

Am Abend des 4. Oktober sorgte ein Feuer im Wellnessbereich des Hotels Holsteiner Hof für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Laut Polizei war dort ein technischer Defekt der Sauna ursächlich. Auch im Fall des Reetdachhauses gehen die Ermittler von einer technischen Ursache aus. Sprecherin Mohr: "Nach den bisherigen Erkenntnissen liegen derzeit keine Anhaltspunkte auf eine Brandstiftung vor." Um lokalisieren zu können, wo und warum das Feuer ausbrach, habe die Kripo Hilfe aus Kiel angefordert. In den nächsten Tagen werde ein Brandsachverständiger des Landeskriminalamtes die Ruine inspizieren. Die Polizei schätzt den Schaden auf 500 000 Euro.

Besitzer Peter Ernst Paasch hofft indes, dass die Brandstelle möglichst schnell wieder freigegeben wird. Er will dann die Formalitäten mit der Versicherung klären, um einen Neubau in Angriff nehmen zu können. "Erst einmal brauchen wir aber für die Übergangszeit eine Wohnung", sagt er. Und fügt optimistischer hinzu: "Wir haben schon eine in Aussicht."