In Halstenbek trifft sich der 100. Stamm der evangelischen Gemeindepfadfinder. Mitmachen können Kinder ab acht Jahren

Halstenbek. Pfadfinder haben's drauf. Sie können sich einen Unterschlupf für eine Nacht im Wald herrichten, Fährten von wilden Tieren lesen und mit lediglich zwei Streichhölzern ein richtiges Feuer machen. Wer zuhört, mit welcher Begeisterung Anna-Lena Krijan über die Pfadfinder spricht, möchte sich am liebsten gleich selbst auf einen Entdeckungstrip in die Natur aufmachen. Die Diakonin hat kürzlich gemeinsam mit 26 Mädchen und Jungen aus Halstenbek eine Pfadfindergruppe gegründet.

Dass es sich dabei exakt um den 100. Stamm der evangelischen Gemeindepfadfinder handelt, sei ein Zufall. "Ich kannte die Pfadfinder schon aus Neumünster, wo ich gearbeitet habe, bevor ich nach Halstenbek kam", sagt Anna-Lena Krijan. Sie hat festgestellt, dass die breite Themenpalette der Pfadfinder viel mehr Kinder und Jugendliche als die evangelische Jugendsozialarbeit erreicht. "Da sind die praktischen Erfahrungen, draußen in der Natur und der Zusammenhalt." Ganz wichtig ist es Krijan und den Pfadfindern, Erlebnisse in der Gruppe zu teilen. "Jeder ist wichtig und für jeden gibt es eine Aufgabe." Egal, ob es darum geht, ein Zelt aufzubauen, Essen vorzubereiten oder sich im Wald zurechtzufinden.

Wer mitmachen möchte, muss keine Angst haben. Das Einführungsritual erfordert eher Geduld als Mut. Mindestens dreimal muss ein angehender Pfadfinder zu den wöchentlichen Gruppentreffen gehen und dann das Pfadfinderversprechen ablegen. Wer diese Hürde genommen hat, erhält ein Halstuch in den Farben seines Stammes.

In Halstenbek gibt es derzeit zwei Gruppen. Die Jüngeren von acht bis zehn Jahren beschäftigen sich in ihren Gruppenstunden mit den unterschiedlichsten Themen. Häufig haben sie mit der Natur zu tun, dem Wald, Feuer oder Tieren. Wichtig ist Anna-Lena Krijan, dass die Kinder lernen, sich und ihre Umwelt selbstständig zu entdecken. "Hier können sie sich ausprobieren, denn wir geben ihnen so viel Verantwortung, wie sie gerade tragen können."

Neben Naturkunde und Lagerfeuerromantik geht es der 33-Jährigen auch um die Vermittlung christlicher Werte. Bibelkunde und gemeinsames Singen haben auch ihren festen Platz in der Gemeinschaft. Wer eines der verschiedenen Abzeichen tragen möchte, muss in Prüfungen vorher beweisen, dass er nicht nur Knoten knüpfen kann und die Erste-Hilfe-Regeln kennt, sondern sich auch in der Bibel auskennt. Aber das ist noch nicht alles. "Natürlich geht es auch um Allgemeinwissen, zum Beispiel sollten die Älteren die Frage beantworten können, wer Bundespräsident ist", sagt Anna-Lena Krijan.

Momentan befindet sich die Gruppe noch im Aufbau. Aber im Notfall kann sich der 100. Stamm auf die Pfadfinder aus der Region verlassen. "Mit den Pinnebergern waren wir im Sommerlager und auch aus Elmshorn war schon einmal jemand zu Besuch", sagt Stammeschefin Anna-Lena Krijan.

Die Idee von Teamgeist und Fairness ist auch heute noch aktuell und spricht viele Kinder an. Vielleicht brauche es in der heutigen Welt einen Gegenpol zu Fernseher, Videokonsole und Computer, mutmaßt die Mutter von zwei Töchtern. "Wir bieten den Kindern eine Alternative."

Dass die Gemeinschaft auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche verloren zu haben scheint, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Seit der Neugründung in Halstenbek sind im Bereich der Nordkirche mindestens zwei neue Stämme dazugekommen und weitere in Planung.

Nachwuchssorgen kennen die Pfadfinder in der Region also nicht. Schon einige Zeit besteht die katholische Pfadfindergruppe in Halstenbek. Die Gruppe ist inzwischen so beliebt, dass die Kapazitäten ausgeschöpft sind. Nur noch Geschwisterkinder können derzeit aufgenommen werden. Alle anderen müssen mit einem Platz auf der Warteliste vorlieb nehmen. Anna-Lena Krijan möchte die Ökumene, die in Halstenbek unter anderem in gemeinsamen Auftritten der Sternsinger zum Ausdruck kommt, auch mit den Pfadfindern weiter stärken.