Fassadenkünstler Joan Sofron gibt Möbelhaus in Halstenbeker Wohnmeile mit 1000 Metallplatten ein neues Gesicht

Halstenbek. Klingt ein bisschen protzig, ist aber wahr: Das jüngste Kunstprojekt in Halstenbek ist so groß, dass es sogar von der Autobahn aus zu sehen ist. Von der Fassade des jüngst erweiterten Möbelhauses Schulenburg leuchten dem Betrachter überdimensionierte Silhouetten von Menschen und Möbeln auf blauem Grund entgegen. Ausgedacht hat sich das Design Joan Sofron aus Paderborn, der sich vor Jahrzehnten auf Kunst am Bau spezialisiert hat.

Arbeitsflächen von mehreren tausend Quadratmetern schrecken Sofron nicht, der unter anderem als Dozent für Kommunikationsdesign und Werbung an der Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld lehrt. Im Gegenteil. "Solche Möglichkeiten sind doch fantastisch", sagt der 47-Jährige. Fast 200 Meter lang ist die Wand und 13 Meter hoch - viel Platz für kreative Ideen. "Ich will bei dem Betrachter etwas auslösen. Denn der erste Eindruck zählt immer", sagt Sofron. Fassaden, die nicht nur funktional, sondern auch schön sind, können nach seiner Ansicht den gesamten Charakter des Gebäudes verändern. In Deutschland hat Sofron unter anderem dem evangelischen Krankenhaus in Bielefeld eine neue Optik verpasst und für den Stahlkonzern Thyssen-Krupp hat er leicht montierbare Metallfassaden entwickelt. Auch beim Gestalten von Einrichtungszentren hat der charismatische Künstler in Hannover vor wenigen Jahren Erfahrungen gesammelt.

Sofrons Arbeit fiel auch Unternehmer Hans-Joachim Tessner auf. Als die Erweiterung der Halstenbeker Schulenburg-Filiale auf 35 000 Quadratmeter Verkaufsfläche anstand, setzte sich der Firmeninhaber mit Sofron in Verbindung und lud ihn ein. An einem Modell des Gebäudes stellte der Künstler seine Ideen vor und stieß damit auf Anhieb auf Zustimmung.

Überhaupt mangelt es Joan Sofron, der 1984 aus Rumänien nach Deutschland kam, selten an originellen Einfällen. Schwieriger sei es, die beste Idee zu finden. Als Grundlage für das Projekt in Halstenbek diente eine Zeichnung, die am Computer zweihundertfach vergrößert wurde. Besonders schwierig war es, den gewünschten Farbton des Blaus zu treffen. "Wenn es nicht richtig ist, kann es unangenehm wirken", sagt Joan Sofron. Experimentiert wurde nicht nur mit Farbe, auch mit den Materialien. Mehr als 1000 mit einer speziellen Folie beschichteten Aluminiumplatten wurden auf die Außenhaut des Möbelhauses montiert. Wenige Tage vor der Eröffnung haben bis zu 25 Arbeiter zeitgleich Platten an die Fassade geschraubt.

Ob der Gesamteindruck letztlich überzeugt, entscheiden oft Kleinigkeiten. "Der Grat zwischen Kitsch und Eleganz ist schmal", sagt Sofron. Den Geschmack von Schulenburg-Geschäftsführer Bernd H. Kasmann hat der Künstler getroffen. "Das ist schon eine mittlere Sensation", sagt Kasmann. "Die meisten Fassaden sind alles andere als sexy. Unsere ist in jedem Fall einzigartig und nicht kopierbar."

Das neue Gesicht der Halstenbeker Filiale spiegelt nach Ansicht von Kasmann perfekt die neue Ausrichtung im Innenbereich des Möbelhauses wider. "Wir präsentieren uns nun moderner, innen wie außen. Dass sollte für die Kunden gleich von außen sichtbar werden", sagt der Geschäftsführer. Besondere Pflege braucht das Kunstwerk im XXL-Format nicht. "Auch wenn die Bauteile Wind und Wetter ausgesetzt sind, sind sie robust. Die Technik hat sich weiterentwickelt", sagt Joan Sofron, der trotz vollem Terminkalender zur Eröffnung des Möbelhauses angereist war. Auch Bernd H. Kasmann sieht entspannt in die Zukunft: "Die Leuchtkraft der Farben sind für die nächsten zehn Jahre garantiert."

Halstenbeker und Besucher können sich am Wochenende selbst einen Eindruck von der Kunst am Bau machen. Am Sonntag, 7. Oktober, hat das Möbelhaus Schulenburg von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Auch alle anderen Anbieter auf der Wohnmeile beteiligen sich am verkaufsoffenen Sonntag.