Vermieter streitet mit E.on über Rechnungen. Leidtragende sind Firmen am Kiebitzweg

Schenefeld. Plötzlich war das Licht aus. Gleich sieben Schenefelder Unternehmen stehen seit Montag ohne Strom da. Nach Monate langen Querelen mit der Verwaltungsgesellschaft des Eigentümers reichte es der E.on. Der Energieversorger drehte den Gewerbetreibenden am Kiebitzweg den Strom ab. Seitdem bewegt sich nichts mehr in der Halle neben dem Stadtzentrum, in der unter anderem zwei Malerbetriebe und ein Trockenbauer eingemietet sind. Die elektrischen Rolltore lassen sich nicht mehr öffnen. Die Heizung ist ausgefallen. Viele der betroffenen Firmeninhaber machen zurzeit Zwangsurlaub oder helfen sich selbst.

So wie Karsten und Angelika Drebelow vom gleichnamigen Druckereibetrieb. Sie haben Hilfe vom Stadtzentrum bekommen. Von dem Verteilerkasten des Centers geht jetzt ein dickes Baustromkabel zu dem Gewerbeobjekt auf dem Nachbargrundstück. Ein teurer Notbehelf, aber nur so kann überhaupt weitergearbeitet werden. Mit Einschränkungen. Für die Sanitäreinrichtungen reicht es nicht. Wenn Angelika Drebelow also zur Toilette geht, muss sie zur Taschenlampe greifen. "Das ist eine Frechheit", sagt sie. Ihr Mann Karsten Drebelow fragt: "Wo ist unser Geld hin, das wir jahrelang für den Strom gezahlt haben?"

Seit 2010 ist die Druckerei hier ansässig. Jeden Monat zahlen die Drebelows neben der Miete auch einen Stromkostenbeitrag. Es gibt im Gebäude keine einzelnen Zählerkästen. Deshalb erhebt der Vermieter von allen diese Umlage. Geld, das den Weg zum Stromversorger E.on Hanse Vertrieb anscheinend nicht findet. Laut Abendblatt-Informationen geht es um offene Rechnungen über einen Gesamtbetrag im sechsstelligen Bereich, seit mehreren Monaten ist Altmann im Zahlungsrückstand. "Wir haben uns mehrmals mit dem Kunden zusammengesetzt und versucht, eine Lösung zu finden. Wir hoffen jetzt mit den Mietern direkt einen Weg zu finden", erklärt E.on-Pressesprecher Roland Schilhab.

Gebäudeeigentümer Max-Dieter Altmann verweist auf Nachfrage an seine Verwaltungsgesellschaft: "Ich habe damit direkt nichts zu tun. Für die Verwaltung ist eine Firma zuständig, die das mit dem Stromanbieter regelt." Er wisse nichts von offenen Rechnungen, spricht von Abstimmungsschwierigkeiten. Das Verhalten von E.on, den Strom abzuschalten, empfindet er als völlig überzogen. "Das ist eine typische Konzernmentalität. Es laufen Gespräche. Keiner verweigert irgendwelche Zahlungen." Klar ist, dass eine von E.on angestrebte direkte Geschäftsverbindung mit den Mietern Zeit kostet. Dafür müsste ein neues Kabel vom Nachbargrundstück aus verlegt werden.

Margarete Grabowsky ist verzweifelt. "Ich muss doch verkaufen", sagt die Geschäftsinhaberin. Sie steht in ihrem dunklen, mit Halloween-Artikeln und Weihnachtsdeko vollgepackten Stöberstübchen. An die Notversorgung der Druckerei kann ihr Laden nicht angeschlossen werden. Dafür reicht die Leistung nicht aus. Seit Montag ist das Geschäft geschlossen. "Mich hat niemand informiert, dass das Licht ausgeht." Grabowsky will wie die Drebelows einen Anwalt einschalten. Auch Ingrid Pöhland, Vorsitzende des Vereins "Glücksgriff", hat kein Verständnis für das Verhalten des Vermieters. Ihr Verein hat in der Halle ein Lager angemietet. Der Raum hat keine Fenster. Es ist so dunkel, dass man nichts sehen kann. Besonders ärgerlich sei, dass der vom Verein betriebene Secondhand-Laden an der Lornsenstraße für ein paar Tage geschlossen worden sei, um die eingelagerte Ware umzusortieren.

Nachdem ein Wasserschaden sie acht Wochen lang von der Arbeit abhielt und jetzt der Strom abgeschaltet wurde, will das Ehepaar Drebelow den Standort Kiebitzweg verlassen. Auch Ingrid Pöhland sucht nach einer Alternative. Margarete Grabowsky hat den Mietvertrag sogar bereits gekündigt.

Vermieter Altmann stört das wenig. Er hat Pläne für das Areal. Dafür müsse die sanierungsbedürftige Halle plus Nebengebäude weg. Was stattdessen auf dem Grundstück entsteht - darüber sagt Altmann nur: Es liegen Konzepte von Kaufinteressenten vor. Bereits 2013 sollen hier Wohnungen und Gewerbeimmobilien entstehen.