Horst/Elmshorn. Der Schritt ist Jochen Valett sehr schwer gefallen. Der alte Mann hatte keine Wahl. Am Wochenende verließ der 90-jährige Künstler sein Zuhause in Horst bei Elmshorn und zog in seine neue Wohnung im zwölf Kilometer entfernten Hohenfelde. Damit kam er einer bevorstehenden Zwangsräumung durch das Amtsgericht zuvor. Hätte Jochen Valett seine Sachen nicht mit Hilfe von Freunden und Verwandten freiwillig gepackt, wäre er in den kommenden Tagen vor die Tür gesetzt worden. Die vom Gericht verhängte Frist läuft im Oktober ab.

Ein Resthof in Horst war 20 Jahre lang das Heim der Familie Valett. Hier entstanden zahlreiche Kunstwerke aus Holz und Stahl, die in Museen und Einrichtungen rund um den Globus zu sehen sind. Auch im Kreis Pinneberg sind seine Objekte zu finden, zum Beispiel an der Pinneberger Johannes-Brahms-Schule und am Elmshorner Industriemuseum. Die Familie Valett konnte die Kredite, die auf dem Haus in Horst lasteten, vor einigen Jahren nicht mehr tilgen. Der Hof kam unter den Hammer. Die neuen Eigentümer möchten mit einem befreundeten Ehepaar in das Gebäude einziehen. Für Valett war kein Platz mehr. Dabei wünschte sich der blinde und altersschwache Mann, seine letzten Stunden hier zu verbringen.

Valett bewohnt jetzt drei Zimmer im ersten Stock. Er nimmt in Kauf, dass er die Wohnung nicht ohne Hilfe verlassen kann. Dafür hat er ein Gästezimmer für seine Freunde. "Das war ihm sehr wichtig", sagt Neffe Wolfgang Ihde aus Bullenkuhlen. Zusammen mit Freunden und Bekannten hatte er Valett behutsam auf den unumstößlichen Umzug vorbereitet. "Er hat es dann irgendwann akzeptiert", sagt Ihde. Die neuen vier Wände hätten sie dem Künstler ähnlich eingerichtet wie das alte Heim. "Er wird sich daran gewöhnen", sagt Ihde.