Die Bäckerei ist ein Traditionsbetrieb in Pinneberg. Sie hat etwa 25 verschiedene Brote im Angebot. Wir haben in die Backstube geschaut.

Wenn Andreas Sagel und Philipp Burmeister zur Arbeit fahren, schlummern die meisten Menschen im Kreis Pinneberg noch wohlig. Der Geselle und der Auszubildende starten um 3 Uhr nachts mit der Arbeit in der Backstube der Bäckerei Dwenger an der Pinneberger Mühlenstraße - an fünf Tagen in der Woche. Andreas Sagel knipst als erster in der Firma das Licht an. Dann beginnt sein ganz normaler Tag, in der Bäckerei. Los geht es mit der Teigproduktion. Etwa 25 verschiedene Brote hat die Bäckerei Dwenger derzeit im Angebot. Geselle Sagel kennt alle Rezepte auswendig. Zuerst bereitet er mit Azubi Philipp Burmeister die Arbeitsfläche vor. Eine große Holzplatte steht in der Mitte des Raumes. Die Bäcker schütten etwas Mehl darauf. Die Waage steht bereit. Dann holt Sagel den ersten Teig hervor. "Der hat 24 Stunden gestanden. Das ist ein Sauerteig", sagt der Bäcker und stellt die Schüssel noch mal unter die Knetmaschine. Dann legen die Bäcker richtig los. Mit einem Spachtel trennt der Geselle einzelne Teigstücke ab und legt sie auf die Waage.

Azubi Philipp Burmeister hat derweil Vollkornflocken auf seine Seite der Arbeitsplatte geschüttet. Er nimmt sich die Teigstücke von der Waage und macht sie rund. Beisetzten heißt das im Bäckerjargon. Anschließend wälzt der Halstenbeker die Teiglinge in den Flocken und verfrachtet sie in kleine Formen. Bis zu 25 solcher Schwarzbrote backen die beiden pro Tag. Hinzu kommen Croissants und Weißbrote, bevor sie gegen 12 Uhr Feierabend machen.

"Am Anfang waren diese Arbeitszeiten natürlich total ungewohnt", sagt Philipp Burmeister. Im dritten Lehrjahr habe er sich aber daran gewöhnt. Er und Andreas Sagel mögen die Teamarbeit. Sie schauen sich an. "Trotz Nachtschicht arbeiten wir hier gern."

Bettina und Jörn Dwenger betreiben fünf Verkaufsgeschäfte in Pinneberg, Halstenbek und Rellingen. 50 Mitarbeiter zählt der Betrieb. Das Bäckerpaar arbeitet täglich im Betrieb.

Sohn Niklas Dwenger hat schon während der Schulzeit im Betrieb mitgemischt und gleich nach dem Abitur ein duales Studium begonnen, das Betriebswirtschaftslehre mit Bäckerhandwerk vereint. Der Juniorchef will den Betrieb einmal übernehmen. Schon jetzt arbeitet t er an drei Tagen pro Woche im Betrieb, ist unter anderem verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Firma. Heute ist der Junior als Fahrer eingesprungen und lädt Brote und Brötchen ein, die in den vergangenen Stunden in der Backstube aus dem Ofen gekommen sind.

Mittlerweile ist es 6 Uhr und Niklas Dwenger steht unter Druck. Auf der Route des 22-Jährigen liegen die Filialen in Rellingen, Waldenau, Halstenbek und im Pinneberger Fahltskamp. Der Juniorchef trägt ein pinkfarbenes Firmen-Shirt. Das Bärchen-Maskottchen darauf hält eine E-Gitarre in der Hand. Darüber steht: "Dwenger rockt". Das ist so eine der Ideen, mit denen der Juniorchef das Unternehmen jung präsentiert. Auch hat er für die Firma der Eltern einen Facebook-Auftritt gestaltet und postet dort regelmäßig Dwenger Sonderaktionen. 1613 Fans hat die Seite.

In der Filiale in Halstenbek nimmt Melanie Fahse die Ware von Niklas Dwenger entgegen und rollt die pinkfarbenen Bäckerkisten in den Verkaufsbereich. Die 20 Jahre alte Appenerin arbeitet seit einem Monat in der Bäckerei. Nach ihrem Fachabitur hatte sie ein einwöchiges Praktikum gemacht und die Arbeit lieben gelernt. "Ich mag die Atmosphäre hier", sagt Melanie Fahse. "Die Ausbildung macht richtig Spaß. Hier habe ich viel mit Menschen zu tun. Langweilig wird mir nie." Viel Zeit zum Erzählen hat die Azubine aber nicht.

Die Filiale in Halstenbek mit dem kleinen Cafébereich ist voller Kunden. Bäckereifachverkäuferin Arlett Motak arbeitet seit einem Jahr in der Firma Dwenger. "In diesem Job haben wir viel Spaß", sagt die 27-jährige Elmshornerin im Halstenbeker Geschäft. "Das merke ich daran, dass ich morgens lächelnd zur Arbeit gehe. Meine gute Laune gebe ich gerne an unsere Kunden weiter." Auch Beate Behnke steht hinterm Halstenbeker Dwenger-Tresen. Die Konditoreifachverkäuferin bedient gerade einen Kunden. Er hat ein belegtes Brötchen bestellt. Beate Behnke legt ihm einen Keks dazu. Der Kunde lächelt. Dann zieht Beate Behnke ein Blech frisch gebackener Brötchen aus dem Ofen. Seit elf Jahren ist sie nun schon bei den Dwengers. Seit sechs Jahren leitet sie die Filiale in Halstenbek. Für die Frauen im Halstenbeker Team ist Behnke nicht nur die Ausbilderin, sondern auch die Mutter der Filiale. "Ich nehme die Mädels an die Hand und höre zu, wenn sie Probleme haben", sagt sie. Die Managementqualitäten hat sie im Betrieb gelernt. "Ich kann total kreativ sein. Die Firmenleitung unterstützt das." Silvester haben sich die Frauen in Schlafanzügen gekleidet hinter den Verkaufstresen gestellt. Kunden, die im Pyjama einkauften, bekamen ihre Berliner zum Jahreswechsel von der Filialleiterin geschenkt.

Auch Bettina Clasen liebt die Kreativität in ihrem Job. Sie seit 23 Jahren die Tortenfee in der Bäckerei. Die Bäckermeisterin und Konditorin ist eine Allrounderin. Bis zu sechs Torten kreiert sie jeden Tag. Hinzu kommen viele kleine Sahnestücken. "Das ist mein Traumjob", sagt sie. "Ich kann mir gut vorstellen, bis zur Rente hier zu arbeiten", sagt sie. Das Betriebsklima stimme einfach. Die Chefs nähmen Rücksicht auf die Familiensituationen der Mitarbeiter.

"Seitdem ich Kinder habe, arbeite ich hier in Teilzeit." Für die Dwengers ist das selbstverständlich. Bettina und Jörn Dwenger wollen für ihre Angestellten da sein. "Wer Schwierigkeiten hat, von dem kann man nicht erwarten, dass er sich voll auf die Arbeit konzentrieren kann", sagt Bettina Dwenger. Gleichzeitig stellt das Ehepaar hohe Erwartungen an jedes Teammitglied. "Ehrlichkeit und ein offenes Verhältnis sind uns wichtig", sagt Bettina Dwenger. "Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter mit dem Betrieb identifizieren", sagt Jörn Dwenger. Seit 27 Jahren leiten die Dwengers den Familienbetrieb. Das Ehepaar hat drei Söhne, die sich alle für das Unternehmen engagieren. Das ist ein gutes Gefühl für die Dwengers.

Für viele Unternehmer ist es mitunter problematisch, die Kinder für das eigene Lebenswerk zu begeistern. Bei den Dwengers will Sohn Niklas den Betrieb auf jeden Fall übernehmen. Bis dahin beginnt für Bettina und Jörn Dwenger der Arbeitstag um 3 Uhr früh - und endet erst spät am Abend.