Es ist mir schon aufgefallen, dass mancher hinterm Steuer durchdreht. Da wird gerast, gedrängelt und gepöbelt. Da wird gleich auf die Hupe gehauen, wenn jemand nur eine Sekunde an der Ampel träumt. Neu ist mir, dass Autofahrer wie im Schenefelder Fall, auch am heimischen Schreibtisch durchdrehen und Drohbriefe an Politiker verschicken, weil sie über Gesundheitscheck im Alter laut nachdenken. Unfassbar. Den Schreiber eines solchen Pamphletes muss man nicht ernst nehmen, die Begleiterscheinungen schon. Der Brief ist symptomatisch für die zunehmende Unfähigkeit zu debattieren.

Der Trend geht weg vom Argumentieren hin zum Abblocken. Noch schlimmer: die Tendenz zur anonymen Anklage steigt. Befeuert durch das Internet, in dem jeder unter einem Pseudonym irgendetwas in das World Wide Web blasen kann, scheint es auch immer mehr im alltäglichen Leben an der Tagesordnung zu sein, nicht mit seinem Namen gerade stehen zu wollen. Missstände anprangern: Ja, da sind viele dabei. Aber dafür mit Namen und seinem Gesicht, also einem Foto, einzustehen: Das wollen immer weniger.

Ausgerechnet die anonym anzugreifen, die tagtäglich genau das machen - nämlich sich als ehrenamtlicher Politiker mit Namen und Foto öffentlich für Dinge einzusetzen - ist einfach erbärmlich.