17 Jahre alter Elmshorner wird als Beispiel für eine gelungene Integration in das Start-Förderprogramm aufgenommen.

Elmshorn. Als Jeif Agyemang im Sommer 2008 aus Ghana nach Deutschland kam, konnte er kein Wort Deutsch. Vier Jahre später hat sich das geändert. Seine neue Heimatsprache beherrscht der 17-Jährige nahezu perfekt. Er besucht die zehnte Klasse der Elmshorner Bismarckschule, schreibt gute Noten und macht in drei Jahren sein Abitur.

Auf dem Weg dahin bekommt er nun eine besondere Unterstützung. Jeif erhält ein Stipendium der Start-Stiftung. Damit gehört der Elmshorner zu den 36 jungen Schleswig-Holsteinern mit Migrationshintergrund, die auf besondere Weise begleitet werden. Das Stipendium läuft, bis der 17-Jährige sein Abitur bestanden hat. Er erhält bis dahin 100 Euro pro Monat für Lernmaterialien sowie einen Laptop mit Drucker und Internetzugang gestellt, um Kontakt zu seinem Betreuer und den Mitstipendiaten zu halten. Außerdem nimmt der Elmshorner zweimal im Jahr an Bildungsseminaren teil, etwa aus den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Demokratie sowie Medien- und interkulturelle Kompetenz.

110 Personen hatten sich in diesem Jahr im nördlichsten Bundesland für ein Start-Stipendium beworben. Zwölf wurden angenommen, darunter Jeif als einziger aus dem Kreis Pinneberg. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich soweit komme", sagt er. Er überzeugte die Stiftungsgeber mit seinem schulischen und sozialen Engagement.

Dabei erhielt Jeif Starthilfe von André Brendemühl. Er ist Klassenlehrer des Jungen und brachte ihn als Leiter der Schul Big-Band auch zur Musik. Inzwischen ist der 17-Jährige als Schlagzeuger und Percussionist bei der Bigband und der Combo-Bigband der Bismarckschule aktiv. Auch bei der neu gegründeten Schülerband der Stadtwerke Elmshorn sitzt er an den Drums. "Wir können abends bei den Stadtwerken proben, wenn dort keiner mehr arbeitet." Musiker wäre denn auch ein Traumberuf des jungen Mannes. "Aber realistischer ist, dass ich etwas aus den Bereichen Diplomatie, Wirtschaft oder Politik mache. Etwas, das sich mit meiner Herkunft verbinden lässt."

Jeif wurde in Accra, der größten Stadt Ghanas, geboren. Er hat noch immer die dortige Staatsangehörigkeit, strebt langfristig jedoch den deutschen Pass an. "Am liebsten wären mir zwei Pässe. Ich denke immer noch viel an Ghana, auch wenn ich Deutschland jetzt als meine Heimat ansehe."

Als Jeif drei Jahre alt war, ging seine Mutter nach Deutschland. Jeif blieb zunächst bei seinem Vater, siedelte 2008 zu seiner Mutter über, die damals in Hasloh lebte. "Ich bin in Pinneberg in eine Sprachintensivklasse gekommen, wo ich ein Jahr bleiben sollte." Nach drei Monaten hatte er solche Fortschritte gemacht, dass ein Wechsel in eine Regelklasse der Karl-Sörensen-Schule möglich wurde. "Ich habe mich einfach reingehängt", sagt Jeif. Als die Familie 2009 nach Elmshorn umzog, wurde Jeif in die siebte Klasse der Bismarckschule eingeschult.

"Diese Schule ist toll, ich bekomme ganz viel Unterstützung", sagt Jeif weiter. Inzwischen hat er auch an den ersten beiden Bildungsseminaren im Rahmen seines Stipendiums teilgenommen. "Ich fühle mich schon wie ein Student." Im ersten Seminar ging es um Rhetorik und selbstsicheres Auftreten. "Das hat mir unheimlich viel gebracht."

Beim zweiten Termin am vorigen Wochenende konnte Jeif Agyemang seine Computerkenntnisse verbessern.

"Als ich da zum ersten Mal hingefahren bin, war ich sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet." Er habe an diesem Tag Geburtstag gehabt und sei von seinem Mitstipendiaten gleich mit einem Geburtstagslied empfangen worden.

"Die haben es mir alle sehr leicht gemacht. Ich freue mich schon auf die nächsten Veranstaltungen." Ehrensache, dass Jeif Agyemang gleich mit einigen Mitstipendiaten eine weitere Band gegründet hat.

Neben der Musik ist auch der Sport eine Leidenschaft des Schülers. "Aber da komme ich kaum noch dazu." Schließlich muss der Elmshorner auch ordentlich pauken, um gute Schulnoten mit nach Hause zu bringen. Schulischer Erfolg ist eine Voraussetzung, um in dem Stipendium bleiben zu dürfen. "Ich habe zunächst ein Jahr Probezeit und darf nicht aus der Rolle fallen", sagt Jeif.

Damit ist wohl angesichts des bisherigen Werdegangs jungen Mannes nicht zu rechnen.

Peter Rosteck, Direktor der Bismarckschule, ist jedenfalls voll des Lobes über seinen Stipendiaten. "Das ist eine tolle Leistung, wenn man bedenkt, dass es nur 36 solcher Stipendien in Schleswig-Holstein gibt." Jeif erhalte dank des Stipendiums "eine grandiose Unterstützung, die es ihm ermöglichen wird, sich noch besser zu integrieren".

Die Bismarckschule im Herzen Elmshorns besuchen 1250 Schüler. Der Anteil der Nichtdeutschen unter ihnen ist verschwindend gering. Rosteck schätzt ihn auf 50 bis 60 Schüler. "Dass Jeif es in das Stipendiatsprogramm geschafft hat, kann und sollte für andere ein Beispiel sein."