Ensemble des Forum Theaters bringt den Klassiker Robin Hood auf die Bühne. Einige der Darsteller erfüllen sich damit einen Jugendtraum.

Pinneberg. In der Aula der Außenstelle der Johannes-Brahms-Schule in Pinneberg herrscht aufgeregtes Treiben. Etwa 20 Mitglieder des Vereins Forum Theater Pinneberg sind an diesem Abend zur Theaterprobe zusammengekommen. Sie eilen umher, bereiten Requisiten vor und legen ihre Kostüme an. Ein Pastor huscht vorbei. Ein Sheriff im Kettenhemd schreitet schweren Schrittes durch den Saal. Dann taucht ein Mann in grünen Stumpfhosen auf, er ist mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Spätestens jetzt ahnt der Besucher, für welches Stück die Pinneberger Theatergruppe hier gerade probt: Robin Hood.

"Wir wählen die Stücke demokratisch aus", sagt Pressesprecher Andreas Hettwer, der den Sheriff von Nottingham mimt. "Bei unserer Mitgliederversammlung kann jeder Vorschläge einreichen, über die wir dann abstimmen. Robin Hood kam außerordentlich gut an, wir hatten die Besetzung schnell zusammen." Kein Wunder, die Legende vom tapferen Helden aus dem Sherwood Forest kennt praktisch jeder. Mehr als 80-mal wurde die Geschichte von Robin Hood in den vergangenen 100 Jahren verfilmt, vom Action-Blockbuster über Zeichentrickversionen und Parodien bis zum Softporno.

Das Forum Theater hat für seine Inszenierung die Fassung von Autor Bernd Klaus Jerofke ausgewählt. Genau wie in der englischen Heldensaga kämpft Robin Hood darin gegen den Sheriff von Nottingham und dessen Ungerechtigkeiten, er beraubt die Reichen und verteilt an die Armen. Eine wichtige Rolle spielt in Jerofkes Fassung auch Lady Joan. Die bitterböse Gattin des Sheriffs spinnt eine Menge Intrigen. "Allerdings hat unsere Fassung im Vergleich zum Original einen leicht abgeänderten Schluss", so Hettwer. "Bei uns geht es nicht ganz so brutal zu, das Stück ist kinderfreundlicher und für Besucher ab zehn Jahren geeignet."

An Spannung fehlt es trotzdem nicht. Schwertkämpfe, Stockkämpfe und Bogenschießen bringen viel Action in das Stück. Damit die Kampfszenen authentisch aussehen, haben die Darsteller Unterricht bei einem Fachmann genommen. "Peter Brindöpke, der an der Volkshochschule auch Kurse gibt, hat uns beigebracht, wie man das Schwert richtig hält", so Hettwer. "Bei einer Kampfszene falle ich sogar aus einem Meter Höhe auf den Hallenboden. Das ist ein echter Stunt." Die Zuschauer sind dabei mitten im Geschehen, denn dieses Mal spielt die Laiengruppe in der Arena-Form. Das bedeutet, die Bühne befindet sich in der Mitte der Halle und die Zuschauer sitzen auf Tribünen darum herum. "Beim Publikum kommt das immer wahnsinnig gut an", so Hettwer. "Allerdings bedeutet es auch besondere Anforderungen an die Schauspieler." Zum Beispiel gibt es statt großformatiger Kulissen nur kleine Requisiten, damit keinem der 150 Zuschauer die Sicht versperrt wird.

Eine Menge Detailarbeit steckt dafür in den Kostümen. Die aufwendigen Kleider für die Frauen fertigte Schneiderin Brigitte Ehrich nach historischem Vorbild an, die Outfits für die Männer stammen von Christian Eikhof, der sie zuvor für Rollenspiele benutzt hat. Das Kettenhemd von Hettwer zum Beispiel wiegt stolze zehn Kilogramm. "Damit zu kämpfen, ist gar nicht so einfach", so Hettwer. Allerdings hatte er genug Zeit zum Proben. Seit vier Monaten trifft die Theatergruppe sich dreimal wöchentlich, dazu kam ein Probenwochenende in der niedersächsischen Gemeinde Göhrde, an dem die Darsteller die Szenen im Wald nachstellten. "Die Stunden, die ich mich mit dem Stück beschäftigt habe, kann ich nicht mehr zählen", sagt Birte Hatje, die zum wiederholten Mal Regie führt. "Ich denke eigentlich immer drüber nach" sagt sie. "Auf der Toilette, auf dem Weg zur Arbeit." Ausgerechnet bei Robin Hood Regie zu führen, war für sie allerdings ein Herzenswunsch. "Robin Hood ist einer meiner Kindheitshelden."

So geht es auch Simon Scholz, der bei dieser Aufführung zum ersten Mal mit dem Forum Theater auf der Bühne steht. Ein Freund machte ihn auf die Theatergruppe aufmerksam. Scholz nahm am öffentlichen Casting teil und bekam prompt die Hauptrolle als Robin Hood. "Für mich ist das ein Jugendtraum, in meinem Alter noch mal Robin Hood zu spielen", sagt der 38-Jährige.

Wenngleich die Mitglieder des Ensembles sich auf die Aufführung freuen, schwingt dieses Mal auch ein Tropfen Wehmut mit. "Das wird vorerst unsere letzte Aufführung im Theater in der Lindenstraße, unserer gewohnten Spielstätte sein", so Hettwer. "Die Halle soll im nächsten Jahr als Kulturzentrum genutzt werden. Wir wissen noch nicht, wo wir nächstes Jahr spielen."