In vielen Unternehmen sind Familienfeste, Ferienfreizeiten für Mitarbeiterkinder und flexible Arbeitszeiten mittlerweile schon Standard

Kreis Pinneberg. Wenn Antje Hehdel um 6 Uhr ihren Dienst im Wedeler Krankenhaus beginnt, ist Töchterchen Nele Sophia, 2, schon im Kindergarten. Bei Bedarf kann die Kleine bis 17 Uhr in der Einrichtung bleiben, die von den Regio-Kliniken auf dem Krankenhausgelände betrieben wird. "Für mich ist das optimal. Wenn es diesen Betriebskindergarten nicht geben würde, könnte ich meinen Job als Stationsleitung nicht ausüben", sagt Antje Hehdel.

"Familienfreundliche Angebote sind für die Regio-Kliniken inzwischen selbstverständlich", sagt Sprecher Sebastian Kimstädt. Das gilt inzwischen auch für andere Unternehmen. Laut einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums haben in den vergangenen fünf Jahren drei Viertel der Unternehmen ihre familienfreundlichen Maßnahmen ausgebaut. Und auch kleinere Firmen haben erkannt, wie wichtig Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind.

"Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat einen hohen Stellenwert im Unternehmen. Mitarbeiter, die Beruf und Familie vereinbaren können, sind deutlich zufriedener. Das merken auch unsere Patienten", sagt Regio-Geschäftsführer Otto Melchert. Den Betriebskindergarten in Wedel gibt es bereits fast 40 Jahre. 33 Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren werden dort von acht Mitarbeiterinnen betreut. Geöffnet ist von 5.45 bis 17 Uhr. "Wir machen keine Ferien und die Betreuungszeiten stimmen wir auf die Arbeitszeiten der Eltern ab", sagt Kindergartenleiterin Manuela Werther.

Der Klinikkonzern bietet Vätern und Müttern flexible Arbeitszeiten sowie Teilzeitlösungen an, sofern es in der jeweiligen Abteilung möglich ist. Im September feierten mehr als 400 Mitarbeiter und ihre Angehörigen in Appen ein Familienfest. Und in den Sommerferien nahmen erstmals 18 Kinder von Mitarbeitern an der ersten Ferienfreizeit des Unternehmens teil. Außerdem kooperiert der Betrieb mit dem europaweit tätigen PME Familienservice, der den Mitarbeitern Beratungs- und Vermittlungsleistungen in der Kinderbetreuung, Angehörigenpflege sowie Lebenslagen-Coaching anbietet.

Ebenso wie die Regio-Kliniken ist auch E.on Hanse mit Sitz in Quickborn von der Gesellschaft Beruf und Familie, die zur Hertie-Stiftung gehört, als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert. "Die Nachfrage der Mitarbeiter nach Unterstützung hat zugenommen", sagt E.on Hanse-Sprecher Volker Mielisch. Nicht nur das Thema Kinder sei wichtig, es gehe auch immer öfter um die Problematik von pflegebedürftigen Angehörigen. Daher nutzt auch das Quickborner Unternehmen das Angebot des PME-Familienservices und übernimmt bei Bedarf die Beratungs- und die Vermittlungskosten für Kinderbetreuung und zu pflegende Angehörige. Flexible Arbeitszeiten, eine Gleitzeitregelung und Geschenke für Mitarbeiterkinder etwa zur Geburt oder zur Einschulung ergänzen die Leistungspalette. "Wir bieten auch jungen Müttern im kaufmännischen Bereich eine Ausbildung in Teilzeit an", sagt Unternehmenssprecher. Die Kreisverwaltung setzt auf unterschiedliche Arbeitsformen - von Teilzeit bis Vollzeitbeschäftigung. Grundsätzlich können die Beschäftigten in der Zeit von 6 bis 20 Uhr arbeiten. "Beschäftigte mit Familie und Kindern können damit in Abstimmung mit den Kollegen ihre Arbeitszeit relativ frei einteilen und familiären Bedürfnissen gerecht werden", sagt Kreissprecher Andreas Köhler.

Allerdings dürfen die Bereiche mit Publikumsverkehr nicht darunter leiden. Das Thema Pflege von Angehörigen werde immer wichtiger, sagt Köhler weiter. Der Kreis sei gesetzlich verpflichtet, Mitarbeiter dafür frei zu stellen. Allerdings ohne Bezahlung.

Die Kreisverwaltung setzt auch auf Heimarbeit, ebenso wie die comdirectbank mit Sitz in Quickborn. Dort gibt es Teilzeitlösungen mit flexiblen Arbeitszeiten und unbezahlte Freistellung etwa bei Erkrankung des Kindes. Über die Firma Otheb erhalten die Mitarbeiter bei Bedarf Unterstützung in allen Lebenslagen. Etwa wenn schnell eine Kinderbetreuung organisiert werden muss.

Bei der Sparkasse Südholstein können Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten. Das Unternehmen bietet Teilzeitarbeitsplätze und variable Arbeitszeiten an. Auch stellt es Auszubildende mit Kindern ein. Den Stress von Arbeit und Familie können die Mitarbeiter etwa bei Qui Gong, Pilates oder einer mobilen Massage abbauen.