Die alte Stadtbücherei an der Bahnhofstraße weicht einem Neubau. Mehrheit aus CDU und Grünen legen sich auf nps-Architektenentwurf fest.

Wedel. Es zeichnet sich ein Sieger im Rennen um den Verkauf des städtischen Grundstücks an der Bahnhofstraße in Wedel ab. Zwei Investoren buhlen um den Zuschlag. Sowohl die Ferox-Gruppe als auch der Hamburger Unternehmer René Marn wollen dort, wo einst die Stadtbücherei ihren Sitz hatte, den nächsten Bauabschnitt der Welau-Arcaden realisieren. Jetzt hat sich eine Mehrheit positioniert. CDU und Grüne favorisieren den Entwurf von nps-Architekt Alf Prasch und damit das Konzept von Investor René Marn.

Der möchte in einem ersten Schritt etwa 1000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche schaffen. Als zukünftiger Mieter und weiterer Anziehungspunkt in der Bahnhofsstraße setzt er auf junge Mode. "Unternehmen wie Esprit, Tom Taylor oder H&M interessieren sich für den Standort in der Wedeler Innenstadt", so Marn. Man sei aber auch mit einem kleinen Kaufhaus aus Mitteldeutschland im Gespräch. In einem nächsten Schritt will der Hamburger das Gebäude zwischen der alten Bücherei und dem Eingang zu den Einkaufspassage Welau-Arcaden kaufen und einen weiteren Neubau an die Bahnhofstraße stellen. Marn rechnet damit, dass beide Gebäude in vier bis sechs Jahren stehen. Das Investitionsvolumen schätzt er auf etwa zehn Millionen Euro.

Das dazugehörige Architektenkonzept sieht einen zweigeschossigen Bau mit großen Fensterfronten vor. In Anlehnung an das alte Gebäude soll die Fassade aus rotem Klinker bestehen und die Eingangstür rund sein. "Für die CDU-Fraktion ist dieser Entwurf deutlich ansprechender", sagt Christdemokrat Michael Schernikau, der auch Chef des Wedeler Planungsausschusses ist. Gertrud Borgmeyer erklärte für die Grünen, ihre Fraktion spreche sich unter der Voraussetzung, dass auch neuer Wohnraum geschaffen wird, für den Entwurf des nps-Architektenbüros aus. "Diese Variante ist die ehrlichere, weil man auf ein neues Design setzt", so Borgmeyer.

Dabei hatten die Politiker, nachdem sich in Wedel massiver Widerstand gegen die Abrisspläne formiert und eine Bürgerinitiative Unterschriften für den Erhalt des alten Gebäudes gesammelt hatte, den Investoren eine Aufgabe gestellt. Sie sollten etwas für die Stadt Wedel Typisches in ihre Pläne aufnehmen. Aus FDP-Sicht setzte das die Ferox-Gruppe besser um. Sie sprach sich als einzige Fraktion für den Entwurf des Mitbewerbers aus. Die Linken stemmen sich allgemein gegen die Abrisspläne, die Partei möchte das Gebäude als Bürgerhaus erhalten.

Auch die Sozialdemokraten wollten sich nicht für einen der beiden Entwürfe aussprechen. Sie wollen viel mehr einen Gestaltungsbeirat etablieren. Das Gremium soll aus Experten bestehen, die den Politikern in städtebaulichen Fragen helfen sollen. "Wir haben bisher nur aus dem Bauch heraus entschieden, welcher Entwurf uns besser gefällt. Das wollen wir ändern", sagt Manfred Eichhorn (SPD). Parteikollegin Gabriele Clemens verweist auf die Fehler, die aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahren in Wedel begangen wurden: "Wir sollten aus den Welau-Arcaden lernen. Wir haben heute damit Bauchschmerzen, was wir damals beschlossen haben."

Laut Clemens dürfe es nicht nur darum gehen, mit dem Grundstücksverkauf Geld in die leere Stadtkasse zu spülen. Es müsse eine zukunftsfähige Lösung gefunden werden.

Über den von der SPD beantragten Fachbeirat will der Planungsausschuss in seiner nächsten Sitzung noch einmal diskutieren. Dann wollen CDU und Grüne auch endgültig die Entscheidung für den Investor fällen.

Der städtebauliche Vertrag kann vorbereitet und in den kommenden Monaten dann unterzeichnet werden. Ist das Gebäude verkauft, müssen die Mieter raus. Trostlos wirkt das alte Gebäude der Stadtbücherei in Wedel jetzt schon, seitdem der erste Mieter seine Sachen bereits gepackt hat und ausgezogen ist. Die Räume im Erdgeschoss sind leer. Die Sitzplätze vor der Tür fort. Kaffee und Kuchen gibt es ein paar Meter weiter.

Das etwas andere Cafe ist in die Bahnhofstraße 58 umgezogen. Auch die anderen Nutzer des roten Klinkerbaus wie die Wedeler Tafel und der Mieterverein müssen sich auf den bevorstehenden Umzug einstellen.

Bürgermeister Niels Schmidt hat der Tafel Hilfe bei der Raumsuche zugesagt.