Am 30. September rollen Erntedankumzüge auch wieder in Pinneberg-Waldenau

Holm. Wer im Kreis Pinneberg von Erntedankumzügen spricht, denkt im ersten Moment immer an die Veranstaltung in Waldenau. Kein Wunder, er ist die größte seiner Art nicht nur hier in der Region, sondern auch landesweit. Doch nicht nur die Pinneberger verstehen sich aufs Feiern. Auch ein paar Kilometer entfernt laufen die Vorbereitungen für einen weiteren Umzug auf Hochtouren. In Holm feiert der gesamte 3300-Einwohner-Ort am 30. September Erntedank. Der Mann, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, ist Uwe Denker. Er übernahm vor kurzem den Job von Johannes Paulsen, der in den vergangenen 17 Jahren dafür gesorgt hatte, dass Holm jedes Jahr den Herbst feiert. Die Folgen eines Unfalls machen dem 83 Jahre alten Paulsen zu schaffen, er trat deshalb bei der Organisation des Erntefestes etwas kürzer.

Dabei ist genau dieser Umzug der Grund dafür, dass es ihm heute gesundheitlich nicht immer gut geht. 2002 überrollte eine Kutsche den Holmer. Der Umzugsinitiator und Chef des eigens gegründeten Vereins für die Förderung von Kultur und Brauchtum verletzte sich schwer, als die Pferde während des Umzuges durchgingen. Er brach sich unter anderem acht Rippen und lag drei Monate im Krankenhaus. Trotzdem mischte er schon im Jahr darauf wieder beim Umzug mit. Für Paulsen, der selbst auf einem Bauernhof groß wurde, ist die Pflege der alten Bräuche eine Herzensangelegenheit. Deshalb wird er auch am 30. September wieder auf der Kutsche des Fördervereins sitzen. Sie wird in Erinnerung an den Unfall, bei dem auch eine Fahnenträgerin und der Bürgermeister verletzt wurden, aber nicht mehr von echten Vierbeinern gezogen.

Noch knapp zwei Wochen haben Uwe Denker und sein Team Zeit, bis die Wagen durchs Dorf rollen. Bis dahin sind sie Antreiber, Motivationskünstler, Improvisationstalente und Ballkönige. Denn das ehrenamtliche Orga-Team stemmt nicht nur den Erntedankumzug mit etwa 40 teilnehmenden Gruppen, sondern sie laden auch für den 28. September zum Ernteball ein. Im vergangenen Jahr tanzten 200 Gäste mit. Warum sie die zahlreichen ehrenamtlichen Stunden in dieses Projekt investieren? "Das mache ich für das Dorf", sagt Denker. Das Erntedankfest sei für die Gemeinschaft gut, alle würden zusammen kommen. Traditionell wird mit dem Fest Gott für die Ernte im Herbst gedankt. Allerdings gibt es laut des Förderkreises für Kultur und Brauchtum keine Landwirte mehr in Holm, die noch mit dem Anbau von Getreide ihr Geld verdienen. "Trotzdem ernten alle Teilnehmer des Umzuges in irgend einer Form, und wenn es das Lob für die Arbeit ist", sagt der Organisationschef.

Auf viel Beifall für ihre dekorierten Wagen hoffen Vereine und Verbände aus Holm und Umgebung. Das Motto lautet diesmal "Alt trifft neu oder heute und früher". "Wir möchten gern die alten landwirtschaftlichen Geräte den neuen Maschinen gegenüberstellen", erklärt Denker. Dafür haben die Umzugsexperten einen Mähdrescher der Marke Ködel und Böhn von 1937 aufgetan. Was da alles über die Straßen rollt, wird erstmals von einem Moderator am Festplatz in der Dorfmitte erläutert.