Unter dem Areal der Reinigung Junge in Elmshorn befinden sich tonnenweise krebserregende Chlorkohlenwasserstoffe.

Elmshorn. Ende September 2006 hat die insolvente Textilpflege Junge in Elmshorn ihren Betrieb eingestellt. Unter dem seitdem brachliegenden Gelände mitten in der Innenstadt tickt eine Zeitbombe. Boden und Grundwasser sind mit mehreren Tonnen des krebserregenden Stoffes Perchlorethylen aus der Gruppe der Chlorkohlenwasserstoffe verunreinigt, der in der Reinigung eingesetzt wurde.

Mehr als 13 Jahre, nachdem der größte Fall dieser Art in Schleswig-Holstein entdeckt wurde, soll Anfang 2013 die Sanierung beginnen. "Wir haben bereits Geld dafür im Kreishaushalt angemeldet", sagt Einar Landschoof, Teamleiter für Bodenschutz beim Kreis Pinneberg. Anfang Oktober solle das endgültige Gutachten vorliegen, dass dann auch die Art der Sanierung vorgebe. Landschoof: "Wir haben sehr detailliert untersuchen lassen, wie groß das Ausmaß des Schadens ist und wie er am besten behoben werden kann." Den belasteten Boden bis zu einer Tiefe von 16 Metern komplett auszutauschen, sei aufgrund der dichten Bebauung in dem Bereich nicht möglich. Eine biologische Sanierung durch Mikroorganismen scheitere wiederum an der zu hohen Konzentration des Schadstoffes.

"Es bleiben mehrere mögliche Verfahren einer Sanierung. Welche Variante wir wählen, soll das Gutachten ergeben", sagt Landschoof. Eine Sanierungsvariante sei, das belastete Grundwasser abzupumpen, zu säubern und dann in die Krückau zu leiten. "Das hat den Nachteil, dass es sehr lange dauern kann", so der Teamleiter. Möglicherweise müsste der Pump- und Reinigungsprozess 30 Jahre lang aufrechterhalten werde. Das würde sehr hohe Kosten verursachen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einleitung eines Oxidationsmittels in den Boden, um die Schadstoffe zu absorbieren. "Das wäre kürzer und damit günstiger". Allerdings bestehe auch ein größeres Risiko. Es müssten mehrere Sicherungsbrunnen betrieben werden, um zu überprüfen, was im Untergrund geschieht. Untersuchungen haben ergeben, dass sich unter dem Gelände noch mehrere Tonnen Perchlorethylen befinden müssen. Der Großteil ist durch Erdschichten unterhalb des Geländes quasi eingeschlossen. Allerdings werden geringe Mengen über das Grundwasser in die Krückau ausgewaschen, sie sind aufgrund der Verdünnung nicht nachweisbar. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass auch unter der Kreuzung Berliner Straße/Königstraße eine Verunreinigung nachzuweisen ist.

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Auf dem Gelände sowie im Umkreis waren mehrere Brunnen gebohrt und Dutzende von Wasser- und Bodenproben genommen und analysiert worden. Bis heute flossen etwa 350 000 Euro in die Schadenserkundung. Sie haben ergeben, dass die Belastung mit einem Durchschnittswert von 20 Milligramm pro Liter erheblich über dem Richtwert liegt. Der sieht eine Belastung von 0,02 bis 0,05 Milligramm pro Liter vor. An einer Stelle lag die Konzentration sogar bei 80 Milligramm.

Die Altlast ist laut Experten die Folge eines Bombentreffers im Zweiten Weltkrieg. Die Verseuchung war 1999 offenbar geworden. Damals ließ die Firma Otto Junge alte, nicht mehr benutzten Hallen abreißen und auf dem hinteren Grundstücksteil acht hochwertige Eigentumswohnungen errichten. Beim Ausheben der Baugrube fiel die Bodenbelastung erstmals auf. Drei der acht Wohnungen ließen sich nicht mehr verkaufen. Als Folge meldete das Reinigungsunternehmen 2006 Insolvenz an und stellte die auf ihre Kosten begonnene Grundwassersanierung ein. Seitdem trägt der Kreis die Verantwortung für die Altlast. "Wir werden im Herbst alle Eigentümer informieren", sagt Landschoof. Ziel sei es, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abzuschließen, der eine Kostenbeteiligung der Eigentümer regelt.

Landschoof rechnet mit Sanierungskosten in Millionenhöhe. Bei der Otto Junge GmbH und Co KG ist nichts mehr zu holen. Insolvenzverwalter Boris Reski musste Gläubigerforderungen in Höhe von 1,35 Millionen Euro anerkennen. Alle Gläubiger, darunter mehrere Banken und die Stadt Elmshorn, gingen leer aus. "Das vorhandene Vermögen der Firma reichte nicht einmal aus, um die Gerichtskosten und die Vergütung des Insolvenzverwalters zu bezahlen", sagt Reski. Am 7. August dieses Jahres hat das Amtsgericht Pinneberg das Verfahren mangels Masse eingestellt.

Das Grundstück mitten in der Innenstadt war schon vorher aus der Insolvenzmasse genommen worden. Es erwies sich als unverkäuflich, weil jeder Erwerber automatisch in der Pflicht gewesen wäre, die Sanierungskosten zu tragen.